Die Unterschicht (part II, zu überarbeiten)
„Wenn du schweigst, stirbst du. Wenn du sprichst, stirbst du auch. Also sprich und stirb.“
Tahar Djaout (ermordet)
Prolog:
Wenn man unten ist, dann hilft einem niemand, also sollte man ein hartes Verhalten und viele dreckige Masken überziehen, das Mitgefühl abbinden und keinem und keiner vertrauen.
Das Prosagedicht:
Die Banken, die Männer, die Frauen lachen einen aus, wie Abschaum wird man behandelt und die Moral den satten Mägen, den abwertenden Blicken, der Arroganz der Mächtigen, den unverständlichen Schriften.
Das Gefängnis wartet, die Irrenanstalt wartet, das Heim wartet, das Heroin wartet, der Alkohol wartet und der Tod wartet.
Nur du, du wartest nicht!
Wenn man nicht mehr lachen kann und möchte, wenn die Kälte vergeht und doch bei einem bleibt, die Verletzungen nur mehr noch werden und einem nichts noch Freude bereitet und das seine Leben zu vergessen, dem Scheitern etwas abzugewinnen versucht und doch weiß, es gibt keinen Trost, keine Linderung, keine Besänftigung, nur eine Wut die größer wird und nichts und niemand einem noch zu helfen vermag, niemand und nichts.
Wenn man unten ist, dann achte auf die Schritte, ein jeder könnte der letzte gewesen sein und jene, die gestern dich noch geliebt haben werden heute als erstes auf dir herumtrampeln und achte auf dich selbst, denn niemand achtet dich.
Man hört, man erblickt, man fühlt die gierige Realität, wünscht sich weit hinweg und niemand möchte mit einem etwas zu tun haben, als allerletzte jene die einen helfen möchten; man stinkt nach Armut und der Gestank eilt einem voraus, die feinen Frauen rümpfen sich die Nase und die Anderen wenden sich ab.
Die Inkassounternehmer warten, die Rechtsanwälte warten, die Gerichtsvollzieher warten, die Staatsanwälte warten, die Richter warten und der Tod wartet.
Nur du, du wartest nicht!
Wenn man unten ist, dann hilft man sich nicht einmal selbst, wenn man abgeschlossen hat mit dem was man liebt, wenn jeder und jede einem nur zu zerstören versucht hat, entdeckt wohl die Schönheit in dem auf einem zurasendem Ende.
Wenn man unten ist, dann treten die Menschen erst richtig auf einen ein, wenn man alleine unten ist, spucken, verfluchen und spielen sie mit einem und besser man lässt sich alles gefallen, denn auflehnen bringt nur mehr Speichel, Flüche, Spott und Hass.
Der Postkasten ist reich an Schulden, die Umgebung hat einen abgeschrieben und man entzieht sich, verhält sich so, dass niemand mit einem etwas zu tun haben möchte, hat seinen Mund zu halten, zu ertragen, den Kopf gesenkt, den Blick zu Boden und für jede erlittene Qual „Bitte“ und „Danke“ zu sagen.
Die Klunker glänzen heller hinterm Panzerglas, die Limousinen fahren schneller an einem vorbei, die Krawatten werden eintöniger, das böse Gelächter wird lauter und die Anderen sagen das Gesindel muss weg von den Straßen, den Städten raus, denn alles muss goldig glänzen und sauber erscheinen.
Der Schlagring wartet, der Kickbox wartet, der Messerstich wartet, der Pistolenschuss wartet und der Tod wartet.
Nur du, du wartest nicht!
Wenn man unten ist und man sich der eigenen Wahrheit, den Vorurteilen stellt und die Anderen immer mehr werden ist man bald verlassen und zerstört ist man ein asoziales Dreckschwein, ein Behinderter, eine schwule Sau, eine jedermanns Hure, ein Verrückter, ein psychisch Kranker, ein- und ausgewiesen wird und man spielt nicht mehr mit und eine jede und jeder wird vom Niedergang profitieren, einen Gewinn aus des nächsten, harten Schicksal-Los herausschlagen.
Die Nachlassverwalter warten, die Gerichtsmediziner warten, die Totengräber warten, die Friedhöfe warten und der Tod wartet.
Nur du, du wartest nicht!
Prolog:
Alle ficken, nur du nicht, denn einer wie du kann nur gefickt werden, alle lieben, nur du nicht, alle kaufen ein, nur du verkaufst dich, alle leben, nur du nicht, alle reisen, nur du nicht und alle hoffen, dass du bald verschwindest, bald sterben wirst.
Nur du, du wartest nicht!