- nur für den firmeninternen Gebrauch
- STRENG VERTRAULICH
Von: PeterLöscher@siemens.at (CEO, Siemens)
An: Siemens-Krisenintervention-Team
Betreff: Akte YA/73
Sehr geehrte Mitglieder des Siemens-Kriesenintervention-Team!
Ich möchte zuallererst das außerordentliche Bedauern der Firmenleitung ausdrücken, das Sie während ihres hochwohlverdienten Weihnachtsurlaubes mit einer dringenden firmeninternen Angelegenheit, welche leider keinen Aufschub duldet, belästigt werden und somit möchte Ich sogleich zum Anliegen kommen, mit welchem sich die Firmenleitung an Sie wendet.
Wie Sie vielleicht dem Firmen-Newsletter; den Nachrichtensendungen oder den Zeitungen entnehmen konnten, ist es in den zurückliegenden Monaten im Iran zu gewalttätigen Unruhen gekommen.
Auslöser dieser Unruhen waren die lupenreinen demokratischen iranischen Präsidentschaftswahlen vom 12.06.2009, welche der Amtsinhaber klar für sich entscheiden konnte.
Diese Unruhestifter, einige irregeleitete Fanatiker, wurden von den rechtsstaatlichen Organen in die Grenzen der Totalitarität zurückgedrängt und diese sind nunmehr insofern von Interesse für SIEMENS INTERNATIONAL und seinem Kooperationspartner NOKIA, da dabei die von SIEMENS UND NOKIA gelieferten Überwachungsmodule (Produktion-Nr. 34-ZS; Nr. 451-RT) erstmals zu flächendeckender Anwendung gekommen sind.
Mithilfe der von SIEMENS und NOKIA gelieferten Technik und Know-How; der damit einhergehenden Ausbildung der iranischen Sicherheitskräfte, mit einem signifikanten Geschäftsvolumen von 10,34 Millionen Euro, konnten in den zurückliegenden Monaten zehntausende Handy- und Internetanschlüsse im Großraum Teheran von den iranischen Sicherheitsorganen lückenlos überwacht und blockiert werden.
Drei- bis fünfhundert dieser subversiven Rädelsführer, welche digital zur Revolte aufgerufen hatten, konnten dank der von SIEMENS/NOKIA gelieferten Technologie identifiziert, verhaftet, gefoltert und dann ermordet werden.
SIEMENS INTERNATIONAL muß also auch Ihnen ohne Umschweife Lob und Dank für die geleistete, hervorragende Arbeit aussprechen; denn auch durch diesen Erfolg konnte SIEMENS seine Führungsposition im Bereich der totalitären Überwachung; der Bekämpfung demokratischer, die Freiheit liebende Menschen in Kooperation mit den EU-Militärgeheimdiensten nicht nur festigen, denn massiv ausbauen, so dass nunmehr Anfragen bezüglich dieser Überwachungssysteme, neue Kundenaquisitationen (welche SIEMENS diskret gerne Folge leisten wird) aus Burma und einigen afrikanischen Musterdemokratien vorliegen.
Ihre guten Kontakte zu den iranischen Sicherheitsorganen waren und sind für die Perfektionierung der Überwachungsmodule ein weiteres, niemals zu nennendes Ruhmesblatt in der Firmengeschichte von SIEMENS.
Nochmals vielen herzlichen Dank dafür vom Aufsichts- und Verwaltungsrat und nicht zuletzt von mir; CEO Peter Löscher. Danke!
Aber lassen Sie mich nunmehr auf mein eigentliches Anliegen zu sprechen kommen, welchem Sie auch diese meinerseitige Belästigung, inmitten der hochwohlverdienten Weihnachtsferien, mittels E-Mail verdanken.
In den vergangenen Tagen ist es aufgrund SIEMENS INTERNATIONAL nicht bekannten Gründen im Großraum Teheran wiederum zu massiven Ausschreitungen und Protesten mit zahlreichen Todesopfern gekommen; bei welches es unglücklicherweise, das Geschäftsklima beeinträchtigend, einer Reihe von noch nicht identifizierten suberversiven Elementen gelungen ist Videomaterial, Bilder der Proteste, Bilder der Toten, ja Bilder auch der Polizeigewalt; der grenzenlosen Brutalität einer unserer besten Kunden, in das World Wide Web zu stellen.
Dies gelang diesen subversiven Elementen trotz der von SIEMENS/NOKIA gelieferten Überwachungs- und Totalitaritäts-Modulen; einer Technik, deren Stärke ja gerade darin liegt solche demokratischen Zuckungen in totalitären Staaten zu zerstören.
Die Geschäftspartner von SIEMENS im Iran wiesen einige unserer vor Ort sich befindlichen Berater in den vergangenen Tagen auf diesen Mißstand hin, das also noch Lücken/Fehler in diesem Überwachungssystem vorzufinden sind und somit Lügen in alle Welt hinausgetragen werden, welche sowohl unseren Kunden, als auch unseren Produkten in falschester Art und Weise beschädigen, unsere Geschäftsinteressen im Iran beeinträchtigen.
Und nun tretet die Firmenleitung, durch meine Person repräsentiert, an Sie heran und möchte Sie bitten als einer der 30 auserwählten Mitglieder des firmeninternen Krisenintervention-Team ihren hochwohlverdienten Weihnachtsurlaub im Interesse der Firma und des Kunden zu unterbrechen und sich morgen um 10 Uhr Ortszeit am Flughafen München Terminal 5 Firmengate 2 Flugnummer: SS-18 einzufinden.
Dort eingetroffen, werden Sie von einigen Mitarbeitern des deutschen Militärabschirmdienst mit neuesten Informationen aus Teheran versorgt und über die prekäre Sicherheitslage aufgeklärt; ein Verbindungsoffizier des iranischen Geheimdienstes wird dabei auch anwesend sein und allfällige Fragen beantworten.
Anschließend werden sie in den Firmenflug SS 18 eincecken und nach einer Zwischenlandung in Istanbul, wo einige Experten unseres Kooperationspartner NOKIA durch einen Zubringerflug aus Espoo sich Ihnen anschließen werden, gemeinsam die Reise bis zum Zielflughafen, dem internationalen Flughafen von Teheran fortsetzen.
Ich, als CEO von SIEMENS, möchte an dieser Stelle nochmals mein tiefstes Bedauern zum Ausdruck bringen, dass Sie damit ihren Urlaub mit ihren Lieben, ihren fröhlichen Kindern, ihren sorglosen Frauen unterbrechen müssen, um im Interesse der Firma tätig zu werden; doch möchte ich auch die Dringlichkeit dieser Firmenangelegenheit verweisen, welche aufgrund täglich neuer Bilder und Videos aus Teheran, ja Bilder, welche die Unverfrorenheit besitzen die Staatszensur zu umgehen, ja die bodenlose Frechheit besitzen die Wahrheit darzustellen; ja die Totalitarität, wie diese weltweit nicht nur im Sinne der SIEMENS AG verstanden wird, in Frage stellt; wie Würde und Ehre plötzlich sich erheben, um mit der Hilfe von SIEMENS sofort zerstückelt zu werden; diesen sofort mit unserer Mithilfe zu erstickenden Kampf um Menschen- und Bürgerrechte, welche nicht in unserem Firmeninteresse liegen.
Bezüglich jener Mitglieder des Krisenintervention-Team, welche zur Zeit in den österreichischen/italienischen Alpen ihren Weihnachtsurlaub verbringen, wurden von meinen Mitarbeitern mit den lokalen Behörden/Politikern Arrangement´s getroffen, dass Sie am morgigen Tag für die Anreise nach München, aufgrund der Zeitknappheit und der Dringlichkeit der Lage in Teheran; eine Blaulicht-Eskorte zur Verfügung gestellt bekommen.
Aber genug der Worte, denn alle weiteren Informationen erfahren Sie während des Fluges nach Teheran; nur ein Anliegen wäre da noch:
Nach Rücksprache mit den iranischen Behördenvertretern konnte die Firmenleitung für Sie in Erfahrung bringen; dass nach getätigter Arbeit, welche maximal 2-3 Tage in Anspruch nehmen wird, also dem lückenlosen "Funktionieren" der Überwachung- und Totalitaritätsmodule, Sie als besondere Belohnung von unseren iranischen Geschäftsfreunden, es Ihnen exklusiv erlaubt wird; im Teheraner Gefängnis Evin (der durch Ihre wertvolle Mithilfe zur Strecke gebrachten subeversiven Elemente, also dieser Frauen, Mädchen, Kinder, Väter, Jugendliche), als Gast den Vergewaltigungen dieser Väter, Mütter und Jugendliche beiwohnen können; damit Sie die die großartigen Ergebnisse Ihrer Arbeit auch in aller Totalitarität gutheißen können.
Dieses "Beiwohnen" der Vergewaltigungen soll Ihnen dann natürlich auch in Zukunft Ansporn und Motivation, ja ein besonderer Anreiz sein, Ihre Arbeit noch besser und gründlicher im Sinne der Unmenschlichkeit, als dies ohnehin schon der Fall ist, durchzuführen.
Diesen abschließenden Punkt möchte Ich noch die Anmerkung beifügen, dass, wie sie vielleicht nicht wissen, am 15.02.2010 unsere neue Werbekampagne in 54 Ländern gleichzeitig anläuft; welche die neue Produktpalette zu neuen Absatzrekorden führen werden wird.
Der Slogan dieser riesigen Werbekampagne lautet in diesen Ländern:
"For a better world".
Es wäre also im grundsätzlichen Interesse der SIEMENS INTERNATIONAL und seines Kooperationspartner NOKIA, dass diese ungustiöse Geschichte im Großraum Teheran bis spätestens dahin vom Radarschirm der öffentlichen Meinung, aus den Seiten der internationalen Presse, vom gesamten Informationsspektrum spurlos und so als ob diese Geschichte niemals geschehen wäre, verschwunden ist oder in ihrem Wort-Terminus ausgedrückt:
Keine Bilder! Keine Proteste! Keine Nachricht! Nokia Forever!
Keine Videos! Keine Polizeigewalt! For a better world!
Wie Sie bereits wissen, ist nämlich das beste Geschäftsklima die Totenstille, eines mit roher Gewalt und westlicher Technologie zum Schweigen gebrachtes Volkes.
So nun wird es aber Zeit; Sie kennen mich ja; von Termin zu Termin hetzend und nunmehr muss Ich in Begleitung der Bundeskanzlerin zur feierlichen Eröffnung des "Ball der Pressefreiheit", wo ich nicht nur eine kurze Festrede mit dem Titel: "Wirtschaftliche Ethik im neuen Jahrtausend" halten werde, denn auch die Bundeskanzlerin auf diese ungustiöse Geschichte ansprechen werde und Sie, hochverehrte Mitglieder des SIEMENS-Krisenteam können sich restlos sicher sein; dass Wir hier alle hinter Ihrer hervorragenden Arbeit stehen.
Lassen Sie mich also nunmehr dieses E-Mail mit den allerbesten Glückwünschen für Sie und Ihre Liebsten abschließen.
For a better world!
Herzlichst!
Peter Löscher