lunedì, marzo 26, 2007

Szlengel

Den Juden

1. Im Ghetto

Wladyslaw (W.) Lola (L.) Isaac.(I.) Jurek (J.)

Saul (Sa.) Helena (H.) Elias(E.) Pawel (P.)

Otto (O.) Alma (A.) Pianist (Pi.)

In einem Lokal im Warschauer Ghetto namens "Die Kunst".

Eine mit einem Vorhang verdeckte Bühne, auf welcher der Pianist auf dem Klavier spielt.

Am Bühnenaufgang Wladyslaw, Elias, Otto, Pawel, Alma und Lola, die auf ihren Bühnenauftritt sich vorbereiten.

1.1 Bühnenaufgang

Wladyslaw nervös auf- und abgehend.

W.: Wo bleibt nur der Tabak

L.(fröstelnd): Mir ist kalt

W.: Isaac...wo bleibt er nur

L.: Es friert

O.: Überfällig

L.: Der kommt schon

P.: Meine Sachen

E.: Und meine

O.: Fragend dem Ende entgegen

L.: Kalt

P.(zu Lola): Zu kalt

O.: Was ist mit dem Hunger

E.: Wohl erfroren

P.: Nicht wie der Tod

A.(hustend): Schon einmal gestorben

W.: Einmal

P.: Noch nicht

E.: Also

A.(hustend): Schluss damit

O.(sarkastisch): Die Uniform steht dir gut

P.: Ich weiß....passt der Kragen

E.: Ja

P.: Die Stiefel

O.: Trage diese stolz, nicht solchermaßen unterwürfig

E.: Genau

W.: Vergiss die Armbinde nicht

P.: Welche soll es sein

O.: Die der Übermenschen

W.: Das Publikum

Otto begibt sich zum Bühnenvorhang, blickt auf das Publikum und kehrt zurück.

O.: Die üblichen Verdächtigen....ein jüdisches Sodom & Gomarrha

E.: Der Mayer

O.: Sturzbetrunken, mit den Stern-Schwestern heute

L.: Dieser Hurenbock

W.: Er bezahlt sie

L.: Trotzdem

A.: Die Teitelbaum Geschwister

O.: Vor ihnen ein Gemüseeintopf

A.(hustend spricht Alma erstaunt Otto`s Worte nach): Vor ihnen ein Gemüseeintopf

P.: Die Kapos und ihre Gesellen

O.: In der linken Ecke, mit den verbliebenen Kronjuwelen an ihrer Seite

L..: Sie

O.: Außer der Gestapo keine

E.: Komiker

O.: Wie gesagt, die üblichen Verdächtigen....Rubinstein, Szternfeld, Szerynski, Witold, Levi, die gesamte Bande....wenn man in allem nur das Gute sehen will, dann wird man hier wohl blind

A.: Einer blinden Welt

W.: Die Augen fest geschlossen

P.: Einen Lichtblick zu spät

E.: Und schon war es um uns geschehen

O.: Der Dunkelheit

Klopfen an der Tür. Elias öffnet diese. Jurek und Isaac betreten den Raum.

I.: Sie suchen nach uns

J.: Und werden uns schon finden

I.: Unsere leblose Leben

J.: Dem toten Tod hinzu

P.: Unsere Sachen

Isaac nimmt eine Liste aus einer Tasche und öffnet den Rucksack.

I.: Friedman Pawel

P.: Hier (ein jede/r bekommt eine Packung von I./J.)

I.: Galinski Otto

O.: Halsabschneider

I.: Salomon Elias

E.: Bitte

I.: Valdeman Alma

Wortlos hustend nimmt Alma das Paket entgegen.

I.: Szlengel Wladyslaw

W.: Mach schon

W.: Der Tabak

I.: Hier

Wladyslaw setzt sich mit den zwei Packungen auf den Bühnenaufgang und bastelt sich eine Zigarette.

I.: Lola

L.: Isaac

I.: Ein Geschenk, hier

L.: Mein gefallener Engel

J.: Fehlen nur noch die Hörner

P.: Und die abgebrochenen Flügel

Lola setzt sich neben dem rauchenden Wladyslaw und öffnet das Geschenk.

L.: Ein Apfel und ein Buch

Lola teilt den Apfel in Stücke und ein jede/r nimmt sich ein Stück.

J.: Das Buch

L.: Wartet

Lola greift nach dem Buch.

L.: Das Buch Daniel

I.: Die Apokalypse

L.: Der Hölle Handbuch

I.: Das Tor zum Jenseits aufstoßend

Lola blättert im Buch.

I.: Sie haben Itzak Burack abgefangen

A.: Den Itzak Burack

J.: Von Feingolds Schmugglerkindern

I.: Der fünfte in zwei Tagen und drei Nächten

O.: Wo?

I.: Einem der Schlupflöcher an der Ghettomauer....an den Stiefeln im Schlamm hat er um sein Leben gebettelt und geschrien und mit dem Gewehrkolben haben sie seinen Schädel dann zertrümmert

J.: Sie sparen die Kugeln für uns

O.: Das wird ja immer besser

I.: Ab morgen hilft ihnen die Ladenburg Ida

L.: Das Mädchen

E.: Ist die nicht taub

J.: Nein, ein verküppeltes Bein

O.: Dann kann ihr ja nichts passieren

I.: Ob Ida verhungert oder an der Ghetto-Mauer stirbt

J.: Da hilft Ida uns und hat Brot

W.: Nein, das macht es nicht

E.: Im Tode, jung oder alt, sind wir dann alle gleich

A.: Ida lebt noch

J.: Sie entziehen uns Tag für Tag die Möglichkeiten

W.: Bald wird es unmöglich werden

E.: Und dann

J.: Dann ist nur noch dann und sonst nichts

P.: Nur der eigene Tod

J.: Wenn zu sterben es sich denn lohnen würde....aber so

O.: Sinnlos

L.: Und unbemerkt

A.: Die Toten vergessen

W.: Wie die Lebenden

E.: Die Lebensskelette

I.: Unser Fleisch

P.: Restlos verfault von innen heraus

I.: Wir müssen dann weiter

J.: Macht es gut

L.: Ihr auch

I.: Ihnen immer devot und brav Folge leisten

J.: Unserem bestialischen Dasein entlang

W.: Tragisch ertragen

E.: Und dem Leben entsagen

Jurek und Isaac verlassen den Raum.

L.: Diese Wucherer

E.: Hyänen des Ghettos

A.: Der Parasiten Handlanger

P.: Doch von Tag zu Tag dürrer und dünner

L.: Gerade diese Beiden

E.: Der wenigen, die satt sein sollten

W.: Mit den Dreizehnern arbeitend

O.: Sie zwingen ihn dazu

P.: Das ist nicht der Hunger, der Isaac dünner macht

A.: Seine Frau, seine Kinder

L.: Im Strick baumelnd und die Mutter dem Fenster

P.: Verstummt ist ihr Klagen, das Weinen diesem Haus der Erhängten

L.: Wir wissen

W.: Ein menschgewordenes Gespenst

E.: So wie wir noch werden

O.: Gewesen

W.: Und sein

Zweifaches Klopfen an der Tür.

A.: Ich muss dann kurz

P.: Beeile dich

L.: Sei nicht sanft

O.: Eher prüde, mache ihn müde

Alma verlässt hustend den Raum.

E.: Einem jedem seine Braut

L.: Ihr Husten verschlimmert diese Liebelei

P.: Besser Alma als die Kinder

W.: Unerträglich der Gedanke, des Körper Hingabe an einem jener, die uns knechten

A.: Ein Liebesleid ohnegleichen

L.(fröstelnd): Arme Alma

O.: Und wenn nicht totgemacht, dann lebt das Paar glücklich und zufrieden ihrer Lebenstage

P.: Wladyslaw, was denkst du

W.: Die Zeit ist uns zerbrochen und der Hunger isst den Rest

P.: Nicht nur den

O.: Das Wort wird uns nicht satt machen

E.: Nur die Gedanken

W.: Der Tod wird ungeduldig

P.: An unserer Seite treu verweilend

A.: Ungezählter zerstörter Lebensfäden, der weggeworfenen Existenzen

L.: Wir werden untergehen

O.: Schrecklich dahin

P.: Atemlos

Alle verbleiben schweigend.

Die Kellnerin Helena (H.) gelangt zu den Künstlern und geht auf Wladyslaw zu.

H.: Wladyslaw

W.: Helena

W.: Dein grosser Auftritt heute

H.: Mein Durchbruch

W.: Zur Karriere in Amerika

H.: Schelm

W.: Nur Realist

H.: Dem absurden Theater

W.: Um uns

H.: Und schon in uns

W.: Weiterspielen

H.: Sinnlos und sinnelos

W.: Taumelnd und dann fallend

H.: Ich habe die namenlosen Kindern aufgesucht

W.: Die Verlassenen

H.: Brot gebracht, mit ihnen gespielt

W.: Keine Schicksale ohne Namen, gar keine Spuren

H.: Als ob die Kinder niemals existiert hätten

W.: Noch lebend

H.: Elendig zugrunde gehend

W.: Gehe nicht dorthin

H.: Warum
W.: Es ist schrecklich
H.: Schrecklicher als was

W.: Als alles

H.: Was geschieht nur

Wladyslaw umarmt Helena.

H.: Keine Liebe

W.: Eingeschlossen den Panzerschränken des Krieges

H.: Dort

W.: Um irgendwann von ihnen vernichtet zu werden

H.: Dann bleibt nur noch die Hoffnung

W.: Nur noch die Hoffnung

H.: Schenk mir einen Kuss Poet

H.+W. küssen sich kurz.

P.: Helena, bereite dich vor

H.: Das mache ich

Helena beginnt sich umzukleiden.

......

Saul gelangt zu den Künstlern.

Sa.: Künstlervolk....Künstlervolk, Zeit für das Schafott

L.: Dein Sarkasmus bringt mich noch unter die Erde

E.: Wohl eher sie

W.(zu Helena): Ich muss dann

H.: Mach sie fertig

P.: So wie sie uns

O.: Oder doch uns

L.: Genau

Sa.(den Kopf schüttelnd): Ihr Künstlervolk

Das Bühnenbild wird dunkel.

1.2 Die Bühne

Der Pianist beendet das Klavierspiel, verlässt die Bühne und Saul betretet diese.

Sa.: Ein Dankeschön vom Herzen und einen Applaus von den Händen für Spzilman, dem Pianisten. Applaus. Applaus. (und dieser setzt ein).

Meine Damen und Herren nun eine bezaubernde Aufführung, der weit über die Grenzen des Ghettos, ja des tagtäglich sich vergrößernden Reiches berühmten “Sztuka” Künstlergruppe oder wie ich dazu sage: die giftigen Pflanzen aus dem Treibhaus des Todes. Applaus, Applaus (und dieser setzt ein)

Saul geht von der Bühne ab und Wladyslaw betretet diese.

W.: Untermenschen, Abschaum, Gesindel, hungerndes Gesöck, Judenschweine, Parasiten, Hurensöhne, Drecksäcke, der Soldaten Hurenbräute, Kommunisten, Stiefellecker, Kinder-Krüppelmacher, Kalte und Warme, Kranke, Weicheier, Wahnsinnige, devoter Gestapo-Knechte, lallende Schwachsinnige, arme Hunde, Kapos, Perverse, Schnappers....herzlich willkommen und einen schönen Abend.

Wir wollen sie nun auf eine Reise mitnehmen in eine ferne wie nahe Zukunft, frei von Juden, frei von Freiheit, frei von solchen Künstlern wie uns, die Zukunft berreisen wir und ein jeder mit uns.....Als der Krieg gewonnen war und keine Untermenschen mehr ausgerottet, verhungert, vergast, verbrannt, erwürgt, erschossen, erschlagen, ertränkt, erhängt, vergiftet, pulversiert, erstochen, niedergehackt, totgepeitscht, ja totgefoltert und nicht konnten und einfach nicht mehr konnten hielten sie in ihrem Siegestaumel kurz inne und beschlossen eine Gerichtsverhandlung abzuhalten, mit einem ihrer zahllosen Führer als Richter, einer Anklage- und der Verteidigungsvertretung und dies um dem Endsieg nicht nur einen moralischen und ethischen, denn auch einen allgemeingültigen Wert für die kommenden Generationen der Übermenschen zu geben, aber nun genug des Geschwätzes und Bühne frei.

Wladyslaw geht von der Bühne ab.

Pawel setzt sich in eine Uniform gekleidet auf den Richterstuhl. Otto nimmt auf der Anklagebank Platz, Elias auf der Verteidigungsbank.

Wladyslaw als Gerichtsdiener.

Richter (R.): Hiermit erkläre ich die Verhandlung für eröffnet

Anklage (A.): Schuldig

Verteidigung (V.): Einspruch

R.: Ruhe, sonst lasse ich den Saal vergasen, entschuldigung, natürlich umsiedeln

Ich werde jetzt die Anklageschrift verlesen:

Die Übermenschen klagen hiermit an: die Untermenschen. Sie haben sich der entsetzlichsten Verbrechen schuldig gemacht: der Anmaßung, der Gier, des Neid, der Wollust und so weiter. In dieser Sitzung können nicht alle der ungezählten Verbrechen der Untermenschen abgehandelt werden, deshalb wollen wir uns nur den allerschrecklichsten Verbrechen zuwenden:

A.: Einspruch

R.: Angenommen

V.: Stattgegeben

R.: Lassen sie mich fortfahren. Den Untermenschen war es verboten sich Vergnügungen hinzugeben und was taten diese: feierten und berauschten sich noch während des Untergang ihres Volkes. Die Rassengesetze wurden kontinuierlich auf das Allerschwerste von ihnen missachtet, welche besagen, dass nur Übermenschen Entscheidungen treffen konnten und was haben die Untermenschen getan: diese haben Entscheidungen getroffen. Außerdem haben sich diese zum Teil der eigenen, rechtmäßigen Vernichtung widersetzt und trotz all unseren Bemühungen ihnen ein würdevolles und anständiges Ende zu gewähren, eines ihrer Unmenschlichkeit angemessenen, so wurde dies von ihnen nicht wertgeschätzt. Aber nun gut, ich überreiche das Wort der Anklagevertretung.

A.: Ich habe mein gesamtes Leben auf diesen Moment gewartet, mich vorbereitet und nun da es soweit ist, fehlen mir die Worte (und schweigt)

R.: Die Verteidigungsvertretung

Die Verteidigungsvertretung schweigt.

R.: Wollen wir dann fortfahren. Ich eröffne die Beweisaufnahme. Beweis Nr. 1: Ein schwarzer Hut, verdächtig und kennzeichnend für das Verbergen des üblen Gedankengut der unreinen Gehirne, eine Tarnung, welche bei den Untermenschen häufig vorzufinden war, ein indirektes Schuldeingeständnis sozusagen. Beweis Nr. 2: Ein Blutbild eines dieser minderwertigen Kreaturen, welche die Blutgemeinschaft der Übermenschen mit ihrem Blut, ihrem Speichel, ihren Sekreten andauernd verunreinigt hatten, einen Schaden verursachend dessen Ausmerzung noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird......Beweis Nr. 3 ….. und schlussendlich Beweis Nr. 4: Ein Exemplar der Gattung Untermensch

Eine in Lumpen gekleidete Alma betretet, vom Gerichtsdiener begleitet die Bühne.

Die Anwesenden starren erstaunt zu Alma (J.).

R.: Also, dass, dass ist also ein Untermensch

A.: Lassen wir uns vom Äußeren des Beweises nicht täuschen

R.: Gefährlich

V.: Unzurechnungsfähig

A.: Unrein

R.: Nun gut, nun gut

A.: An der Schuld dürfte wohl kein objektiver Beobachter auch nur einen Zweifel mehr hegen

V.: Zweifellos

A.: Ich schließe mich der Verteidigungsvertretung an

R.: Da offenbar in diesem Falle Einigkeit herrscht, erteile ich hiermit dem Beweis das Wort

J.: Ich war und nun bin ich im war, kein Sein und keine Regungen mehr, das Wir, dem Ich angehörte verwest und war, schuldig millionenfach, unwert und war, das Volk und ihre Tempel hingerichtet in Raten, nur noch verbleibend dem war und dem ehedem

A.: Untermensch schweige doch

J.: Mein Volk, meine Familie, ich, verlassen und verloren, vernichtet und zu Tode gebracht, die Wirklichkeit zur Unwirklichkeit, das Leben zum Tode

V.: Einspruch

R.: Stattgegeben

A.: Schweige Untermensch

J.: Ich schweige

R.: Ruhe….Gerichtsdiener führen sie diesen unreinen, uns verspottenden Beweis der gerechten Strafe zu…..Gerichtsdiener abführen

Alma wird vom Gerichtsdiener abgeführt.

R.: Die Beweisaufnahme ist hiermit abgeschlossen, die Beweiskette schlüssig und in sich geschlossen. Die Anklage und Verteidigungsvertretung können nur ihre Schlussplädoyers vorbringen. Ich erteile das Wort der Verteidigungsvertretung.

Die Verteidigungsvertretung schweigt.

R.: Sehr aufschlussreich, ja ein wertvoller Beitrag zu Klärung der Umstände, hiermit erteile ich der Anklagevertretung das Wort

A.(sich räuspernd): Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, welch Schwere, in den, den Untermenschen angelasteten Verbrechen innewohnt. Diese haben keine Gnade verdient und sind somit ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Solch eine Gier nach des Nächsten Hab und Gut, solch eine Wollust des Unkraut nach den schönsten Rosen unserer geheiligten Schicksalsgemeinschaft, solch eine Anmaßung auf Augenhöhe unsereins entgegen zu treten, solch ein Neid auf unsere uralten Tugenden, wie der Drang alles genau geregelt zu wissen. Ich weiß, dafür gibt es keinen der Schwere entsprechenden Ausdruck in unserer wunderbaren Sprache, deshalb nur ein Wort zum Schluss: Schuldig

V.: Danke

A.: Bitte

R.: Da keine Zeugen mehr ausgeforscht werden konnten, werde ich nun das Urteil verkünden. Hiermit ergeht folgendes Urteil. Das Gericht verurteilt die Untermenschen zu lebenslanger Vernichtung und Auslöschung, durchzuführen an den verbliebenen Exemplaren dieser elendigen Kreaturen, wo immer diese sich auch verstecken sollten, die Sitzung ist hiermit geschlossen

V.: Auf uns

A.: Auf uns

R.: Auf uns

Bühnenbild dunkel und wieder hell.

Elias betretet die Bühne.

E.: Und nun ein Sketch über das Ghetto (und geht ab)

Pawel (C.) betretet in einer Uniform gekleidet die Bühne. Wladyslaw (J1) und Otto (J2) folgen ihm. Ein Schild in der Mitte der Bühne „Für Untermenschen verboten“ und eine Säule, auf welcher die Vorschriften angepinselt sind.

C.: Untermenschen, die neuesten Bestimmungen für euch, diese werden später an allen Säulen des Ghetto angepinselt werden…..Artikel 39 der „Für die Untermenschen verboten“ Gesetze. Es ist euch untersagt, untereinander zu sprechen

J1.: Dem was

C.: Das Sprechen

J1: Vollständig und ohne Ausnahme

C.: Genau

J1: Hast du gehört

J2.: Was

J1: Wir dürfen nicht mehr miteinander sprechen

J2.: Ab wann

J1: Ab wann

C.: So wie bei allen bisherigen Artikel gilt die Bestimmung ab sofort

J1: Ab sofort

J2: Gibt es sonst noch neue Bestimmungen

J1: Gibt es sonst noch neue Bestimmungen

C.: Allerdings, Artikel 40 schreibt vor, dass ihr Untermenschen ab sofort nichts mehr essen dürft

J2: Nichts mehr essen

C.: Ich spreche mit J1, verstanden

J2: Ja sicher

J1: Aber wie sollen wir dann denn leben

C.: Das ist nicht mein Problem

J1: Noch weitere neue Artikel

C.: Allerdings, Artikel 41 schreibt vor, dass ihr nichts mehr trinken dürft, Artikel 42 besagt, dass ihr euch ab sofort nicht mehr bewegen dürft

J1: Nicht mehr bewegen

C.: Also keine falsche Bewegungen

J1: Ich verstehe

C.: Artikel 43 schreibt vor, dass ihr nicht mehr schlafen dürft, Artikel 44 schreibt vor, dass jede Handlung, die diese bisher eingeführten Artikel verletzt, mit dem sofortigen Entzug der Lebensbewilligung bestraft wird.

J1: Der Lebensbewilligung

J2: Was ist eine Lebensbewilligung

J1: Was ist eine Lebensbewilligung

C.: Jene werden bei Einhaltung der angegebenen Artikel an jene verliehen, welche sich Punkt für Punkt daran halten

J1: Ach so

J2: Und wie soll das gehen

C.: Das ist nicht mein Problem und erinnert euch, Artikel 38: Ihr dürft nicht mehr gehen, dies gilt auch für den Gebrauch dieses Wortes

J1: Und wie soll das weitergehen

C.: Ja J1, das entzieht sich meinem Zuständigkeitsbereich, ich habe nur dafür Sorge zu tragen, dass jeder einzelne Punkt auf Beistrich und Komma eingehalten wird

J1: Und jetzt

J2: Jetzt

J2: Wir sollten uns eine Lebensbewilligung beschaffen

J1.: Indem wir uns an jeden Artikel auf Punkt und Beistrich halten

J2: Genau

J1: Das wird schwierig

J2: Das schaffen wir schon

J1: C., was müssen wir tun, damit wir eine solche Lebensbewilligung bekommen

C.: Ihr müsst eine Probezeit von einem Monat bestehen, danach bekommt ihr eure Lebensbewilligung

J1: Ein Monat

J2: Ein Monat

J1: Das wird hart

J2: Falsch, das wird sehr hart

J1: Ja, sehr hart

C.: Also, dann viel Glück

J1: Danke

J2: Warum bedankst du dich denn

J1: Nun ja, ohne Regeln wäre es ja langweilig

J2: Langweilig

J1: Genau

C.: Und noch ein paar Tipps, vom Flüstern und Kriechen steht nichts in den Artikeln, aber das mit den Wörtern

J2: Den Wörtern

J1: Den Wörtern

C.: Nun ja, das Wort ist euch verboten, Artikel 37, ich empfehle die Zeichensprache, die funktioniert einwandfrei, leicht zu lernen und bald versteht ein jeder von euch diese und bevor ich es vergesse, Artikel 45 schreibt euch vor, dass ihr nichts mehr verstehen dürft

J1: Wie bitte

C.: Genau so soll es sein

J1: Hast du den letzten Artikel verstanden

J2: Nein

C.: Ich sehe ihr seid auf den richtigen Weg, weiter so…..und habt ihr auch alles verstanden

J2.: Ja

J1.: Nein

C.: Gut J1, ich verstehe und wegen dir J2, bessere dich, sonst wird dir deine Lebenserlaubnis entzogen

J1: Die Lebenserlaubnis

C.: Denke dem Artikel 35, ihr dürft nichts mehr hören

J1: Was

C.: Genau J1, du könntest es schaffen, aber J2, wegen dir mache ich mir langsam Sorgen, aber zum allerletzten Mal, eine Lebenserlaubnis ist jenes Geschenk von uns an euch, welches euch erst überhaupt erlaubt zu exestieren

J2: Zu exestieren

J1: Genau zu existieren

J2: Was ist das

J1: Wie das Sein sich zum Dasein verhaltet

J2.: Ach so

C.: Also, Kopf hoch und existieren

Das Bühnenbild dunkel und wieder hell.

W.: Das letzte Stück des heutigen Abend: Der Totentanz.

Die Toten des Warschauer Ghettos beginnen einen makabren Totentanz....ihres Leben sich erinnernd....nun diese Ghettopremiere versammeltes Publikum:

Der Pianist betretet die Bühne und beginnt auf der in Dunkelheit gehüllten Bühne sein Klavierspiel.

Die Jungfrau (H.) und der Tod (P.) betreten Hand in Hand die Bühne.

Die Königin (L.) und der Knecht (E.) betreten Hand in Hand die Bühne.

Die Jüdin (A.) und der Nazi (O.) betreten Hand in Hand die Bühne

Gleichsam zu lachen und zu weinen; Vereinigung von Ekstase und menschlicher Verzweiflung.

Der Totentanz endet in einem Klezmer-Stück, mit den Beteiligten die tanzen und nach und nach ein Musikinstrument zur Hand nehmen und zu spielen beginnen, bis am Ende alle spielen (Basstrommel/Flöte/Klarinette/Klavier)

Das Bühnenbild wird dunkel.

1.3 Bühnenaufgang

Abklingender Applaus vom Publikum.

Wladyslaw setzt sich auf den Bühnenaufgang, bastelt sich eine Zigarette und raucht diese.

Saul gelangt zu den Künstlern.

Sa.: Fantastisch....fantastisch.....Wladyslaw, woher nimmst du nur solche Ideen...Pawel, Pawel, lass dich umarmen.....Alma, wunder-, wunder-, wunderschön, kommt später alle nach vorne, ihr bekommt die Essensreste, vielleicht auch Schnaps……Helena, Helena, dein Auftritt, fantastisch, doch nun beeile dich und dann zurück zur Arbeit

Saul geht ab.

E.: Es hat ihnen gefallen

P.: Das gewagte Unterfangen

L.: Zum glücklichen Ende

P.: Einige sind vor Schrecken erblasst

W.: Und dann haben sie gelacht

A.: Tränen erblickte ich auch

P.: Lachende und traurige

E.: Den Satten wurde mulmig zumute

L.: Der Mut hat uns noch nicht verlassen

O.: Aber der gesamte Rest

W.: Am besten den zu vergessen

W.: Helena, deiner wird noch eine Prinzessin erblühen

H.: Dem Königreich der Verdammten

L.: Den Ärmsten der Armen

O.: Welch seltsames Gefühl

P.: Dem Magen

O.: Nein, dem Zerstörten in und um uns

A.: Trübesal

O.: Niedergeschlagen

A.: Früher oder später

E.: Von der Magengrube

W.: In die Grube

H.: Wladyslaw

W.: Ja

H.: Ich muss zur Zwangsarbeit in die Stadt

W.: Und

H.: Ich halte nicht mehr lange durch

W.: Halte durch

H.: Die Erschöpfung macht mich matt

W.: Wir werden das gemeinsam durchstehen

H.: Sie werden und tun gänzlich Ungeheuerliches

W.: Ich weiß, trotzdem

H.: Für was

W.: Irgendwie

H.: Früher oder später

Lärm vor der Tür, gespenstische Stille lähmt den Raum und die Anwesenden Stimmengewirr, Hundegebell, Schreie, Schüsse, abfahrende Mannschaftswagen und Stille.

E.: Ein Unwetter des Bösen zieht auf

W.: Eine dunkle Bedrohung dem Totenhaus hineingeschrien

E.: Das Fleisch wird ungeduldig

W.: Das Blut gefriert zur Rebellion

O.: Die Hölle will unser Sklavengeschrei nicht länger mehr ertragen

P.: Noch nicht

A.: Ist die Peitsche des Soldaten noch nicht blutig genug

L.: Von unserem Herzensfleisch

O.: Der Hoffnungsleere

P.: Ich sage noch nicht

H.: Die Straßenkinder haben ihre toten Kameraden begraben, ein Schild vor sich hertragend: Von hungernden Kindern, denen die vor Hunger starben

W.: Auf was warten

E.: Sie haben die Zigeuner aus dem Gefangenenhaus geholt und als sie sich weigerten in die Waggons zu steigen haben sie alle erschossen

A.: Sie werden uns nicht mehr einsperren, sie werden uns vernichten

E.: Mit ihrer Gründlichkeit

O.: Restlos und ganz

L.: Alles streng nach Plan

P.: Geregelt und geordnet

O:: Ein toter Opimist ist dann wohl auch ein Optimist

A.: Und dabei immer in die Zukunft blickend

O.: Versuchen wir die positiven Aspekte zu unterstreichen

E.: Genau, zum Beispiel nichts

O.: Immerhin etwas

P.: Fast schon zuviel des Guten

W.: Sie haben die vergangenen Tage die Kranken gezählt und es waren der viele, dass nur der Tod diese noch zu heilen vermag, die Pest, der Typhus, das Fieber hat die Strassen des Ghettos matt und müde gemacht, mit den toten Leibern auf diesen liegend, fiebrig glänzend im Morgengrauen

A.: Der Hunger frisst den Tatendrang

O.: Auf die Essensreste wartend

L.: Mit leeren Mägen

O.: Vertrockneten Mündern

W.: Wer hätte das gedacht

P.: Was

W.: Der Hunger unser größter Feind

L.: Nehmend und nehmend

W.: Sekund auf Sekunde dem Elend tiefer versinkend

O.: Noch tiefer als jetzt

A.: Am Ende des Leiden

W.: Dem Zittern unser Existenzen

E.: Wir müssen zu kämpfen uns entschließen

L.: Die Sinne der Sinnlosigkeit erwecken

L.: Kampflos…..nein

W.: Auf was warten

Das Bühnenbild wird dunkel.

2. Umschlagplatz

Wladyslaw (W.) Lola (L.) Alma (A.)

Helena (H.) Kapo Arthur (Ar.) Kapo Nathan (N.)

Ein Soldat (S1) Ein Soldat(S2) Ein Offizier (O.)

Einige Wohnblöcke des Warschauer Ghetto wurden geräumt und deren Bewohner zum Umschlagplatz geschafft.

Dort.....

Ar.: Schlechter Tag

N.: Was ist mit den Essenrationen

Ar.: Später

N.: Immer das gleiche

Ar.: Für die hier nie mehr wieder

N.: Schlechte Laune

Ar.: Wie immer

N.: Mit dem Tod im Nacken aufgestanden

Ar.: Dem kalten Nacken

N.: Ich habe meine Fania

Ar.: Süßholzgewisper

N.: Der Liebe

Ar.: Spinner

Wladyslaw und Helena gelangen zu Kapo Arthur und sprechen ihn, vom einem Zaun getrennt an.

W.: Kapo Arthur

Ar.: Nicht schon wieder

W.: Bitte hier (und reicht ihm einige Geldscheine)

Ar.: Was ist es denn diesmal....eine Zeitreise, ein Raumschiff

W.: Lola Lepman, vom Lokal, der Künstlergruppe, du kennst Lola

Ar.: Lola Lepman

W.: Die Frau von Adam Lepman, dem Tischler

Ar.: Und

W.: Unter den Menschen hier

Ar.: Wie wir

W.: Suche Lola für uns

Ar.: Wartet hier

Kapo Arthur geht Lola suchen.

H.(sich umblickend): Beängstigend

H.: Die Leichenwagen

W.: Randvoll

W.: Die Menschen spüren was kommen und mit ihnen vergehen wird

H.: Wir werden alle nicht mehr wiedersehen

W.: Wohl nicht

H.: Ein grauenvolles Schauspiel

W.: Nur zu real

H.: Unfassbar

Kapo Arthur und Lola gelangen zu den Beiden.

L.: Wladyslaw, Helena

W.: Lola

H.: Was ist passiert

L.: Meine Schester

W.: Janina

L.: Zu Tode geprügelt

H.: Diesem Tempel der Gewalt geopfert

L.: Ihr Körper ist dort drüben auf dem Rischka-Leichenwagen, irgendwo zwischen den toten Leibern eingeschoben

H.: Ein weiterer Vernichtungserfolg

L.: Eine weniger

W.: Wieso

L.: Ohne Gründe ermordet

H.: Immer schlimmer hier werdend

W.: Und nun

L.: Ein jedes Gefühl, ein jeder Hauch von Glück ist für immer mir erstorben

W.: Was ist mit Adam

L.: Ich habe ihn verloren

W.: Wann

L.: Als sie kammen

H.: Und

L.: Adam konnte fliehen, er ist nicht hier

W.: Was ist mit Saul

L.: Im Versteck erschossen

W.: Pawel

L.: Ich weiß nicht

H.: Der Wohnblock

L.: Die Kranken, die Kinder, die Alten, die Krüppel unter den Schlägen und den Hieben hierher verschleppt

W.: Deine Lebensnummer

L.: Wertlos

H.: Keiner der dich freikaufen könnte

L.: Keiner

W.: Nein

L.: Ich komme hier nicht mehr weg

H.: Dein Schuppen

L.: Beim Schultz in der Leszno Gasse

W.: Und

L.: Es ist zwecklos

W.: Zwecklos

L.: Ausgekämmt

H.: Des Sklavendasein

L.: Mein unwichtiges Leben auslöschen

H.: Glaube ihren Wörtern nicht

L.: Genug der Erniedrigungen und Demütigungen

H.: Versuche zu fliehen, des einen unachtsamen Moment, den Kellern

L.: Was sollte ich noch fliehen, dies Körper mit solch Gedanken, dies Qual, Mensch noch genannt, dies gepeinigte Seele, der dunkelschwarz der nächtlichen Umrisse verbleibend, Verstandes-schwindend

W.: Trotz alle dem, versuche es

L.: Sinnlos

H.: Kämpfe um dich

L.: Ihr könnt nicht mehr warten

W.: Helena versucht dieser Tage der Stadt unterzutauchen, der Pianist ist schon

H.: Wladyslaw hilft noch dem Ringelblum

W.: Das Archiv des Ghettos vergraben wir in Metallkisten in einem Keller

L.: Auch die Worte werden schon begraben

W.: Später werden die Wörter wieder zum Vorschein kommen

H.: Irgendwann

L.: Gut, dass die Erinnerung an uns nicht auch noch ausgelöscht wird

W.: Die Welt wird von uns erfahren

H.: Der Hölle auf Erden

L.: Ihr müsst zu kämpfen beginnen

W.: Wir gehen in den Untergrund

H.: Und werden kämpfen

Zwei Soldaten nähern sich den Dreien.

S1: Jetzt seid ihr nicht mehr hart, heute nicht mehr und nie mehr wieder

S2: Die einzige Sprache die diese Brut nur versteht, ist die Sprache der Gewalt

S1: Lasse diese doch...alles Minderwertige

S2.: Der Feind ist das Blut in ihnen

S1: Alle restlos verrückt

S2: Solchermaßen abstossend, das ich unwillkürlich zu zittern beginne

S1: Schwächling

S2.: Ich komme von der Front

S1.: Ein Frischling sozusagen

S2.: Zu richten über diesen Abschaum

S1.: Diese lebensunwerte Leben

S2: Hunde haben mehr Würde

S1.: Koschere Hunde wohl

S1(Lola anschreiend): Ihr Untermenschen....ihr spinnt ja alle

S1 macht einen Vogel und die Soldaten gehen weiter.

L.: Auf mich wartet nur noch der Tod

W.: Gesund, stark und hart

H.: Überleben wirst du

L.: Ausgemergelt wie ich bin

H.: Denke daran und nur an dich

L.: Totenblass

W.: Lola, ich versuche dich zu retten

Wladyslaw zu dem in der Nähe stehenden Kapo Arthur.

W.: Kapo Arthur

Ar.: Das Auskunftsbüro ist geschlossen

W.: Bitte Kapo

Ar.: Geschlossen und was

W.: Lola arbeitet für Schultz in der Leszno Gasse

Ar.: Die Transporte gehen zum Arbeitseinsatz

W.: Mit den Alten und den Kindern

Ar. Bedeutungslos

W.: Lola hat eine Lebensnummer

Ar.: Ich auch.....und

W.: Nehmt mich

Ar.: Was

W.: Ich anstatt Lola

Ar: Keiner kommt hier raus und keiner wird ausgetauscht, außer du besitzt noch Geld, aber du besitzt ja keines mehr

W.: Nein, dass besitze ich nicht

Ar.: Also

W.: Der Teufel soll euch holen

Ar.: Schachmatt

Kapo Arthur begibt sich zum in der Nähe stehenden Kapo Nathan.

W.: Die Kapos

H.: Was

W.: Jenseits jeder Wirklichkeit

H.: Zu erwarten

W.: Wohl ja

L.: Mir friert

W.: Lola

L.: Zu kalt

W.: Egal was passiert Perle des Ghettos, der deinen Augen funkeln Blitze der Schönheit, dein Leib erhebt sich anmutig der Erde hinweg, deine Sanftmut gibt uns und mir der andauernd Kraft, du Liebesbündel an Wille und Verstand

H.: Lola, erinnere dich, als wir Kinder waren, spielend am Fluss, wir beide, die Sonne in das Gesicht uns lachend, die Haare im Wind, Zöpfe uns bindend, du und ich, froh und tränenlos

W.: Lebensblumen erblühen deinem Sein, tröstend und besänftigend, sanft, du

H.: An jenem Sommerabend, vor einigen Jahren, der milden Blüten unseres Leben genießend, du und ich mit unseren Freunden, erinnerst du dich

L.: Mir friert

W.: Egal was passiert Lola, wir werden dich immer lieben

Alma gelangt zu den Dreien.

L.: Alma, du

A(hustend).: Ich habe es zuvor erfahren, Lola

L.: Meine Zeit ist gekommen

A.: Nein

L.: Doch

A.: Ich werde versuchen dich zu retten

L.: Was sollte ich diesem Irrenhaus des Todes noch

A.: Die Irren irre machen

L.: Ein unmögliches Unterfangen

A.: Gerade deshalb

W.: Genau

Alma zum in der Nähe stehenden Kapo Arthur.

A.: Kapo Arthur

Ar.(zu Nathan): Ich muss ein Kainsmal tragen

N.: Mitten im Gesicht

Ar.(zu Alma gehend): Ich…..ich…..was

A.: Kapo Arthur, hole mir den Offizier hierher

Ar.: Wie

A.: Den Offizier

Ar.: Was bekomme ich dafür

A.: Er wird dir dafür dankbar sein

Ar.: Mit seiner Dankbarkeit….

A.: Er wird dir helfen

Ar.: Ein Menschenkellner bin ich.....komm Nathan

Beide gehen den Offizier suchen.

L.: Was willst du machen

A.: Sei nicht sanft, eher prüde, mache ihn müde

W.: Ich verstehe

L.: Arme Alma

A.: Das Tier, des Menschen Herzen

H.: Sich selber brünstig verzehrend

Ar.: Herr Offizier

O.: Meine Zeit solltest nicht stehlen

Ar.: Die Alma Valdeman

O.: Das Weib

Ar.: Ja

O.: Nur Ungemach mit diesem Volk

Der Offizier und Kapo Arthur gelangen zu der Gruppe.

A.: Helfe mir

O.: Alma

A.: Bitte

O.: Schwierig

A.: Die Lola Lepman…..hier

O.: Ausgeschlossen

A.: Nur Lola

O.: Heute Lola und morgen wohl die gesamte Welt

W.: Lola hat eine Lebensnummer

O.: Ich spreche mit Alma, Untermensch

A.: Lola hat eine Lebensnummer

O.: Und

A.: Lola, zeige ihm diese

Lola zeigt dem Offizier ihre Lebensnummer.

O.: Nun ja, mein guter Tag ist heute….Kapo Arthur, dieses Weib arbeitet in einem kriegswichtigen Betrieb, freilassen

Ar.: Jawohl

Kapo Arthur lässt Lola den Zaun passieren.

.....

Ar.: Du weißt

L.: Aber verstehen.....nein

Ar.: Schweige Weib

L.: So wie die anderen hier und so bald

Ar.: Deine giftspeiende Zunge wird noch früh genug verstummen

L.: Nur über deine Leiche

Ar.: Hier ist das Weib

O.: Was ändert dass schon

A.: Mehr als du glaubst

O.: Als der Endsieg

H.: Ein Hoffnungstropfen diesem Ozean des Leiden

O.: Ihr Künstler

H.: Ihr

O.: Was kann man von euch schon erwarten

L.: Man

O.: Alma, wir sehen uns heute Abend

A.: Um acht

O.: Ich werde pünktlich sein

Der Offizier geht ab.

L.: Unmenschen

Ar.: Jeder sich selber der nächste

L.: Erbärmlich und abstoßend

Ar.: Am besten ihr verschwindet von hier und Alma nehme dies vorlaute Fleisch mit....verschwindet

A.: Wir verschwinden

Lola, Alma und Wladyslaw verlassen den Umschlagplatz.

Ar.: So geht das jeden Tag

N.: Und jede Stunde

Ar.(sich umblickend): Rette wer sich kann

N.: Und zuallerst sich selbst

Ar.: Genau

Arthur nimmt einen Bündel Geld aus einer Tasche und beginnt dieses zu zählen.

Ar.: Doch kein schlechter Tag

N.: Wie wir es denn sehen wollen

Ar.: Hier (und reicht Nathan einige Geldscheine)

N.: Es lebe wohl der Tod

A.: Und doch in jedem nur einmal

N.: Mir kommen die Tränen

Ar.: Und mir

N.: Und dir

Ar.: Vergiss es

N.: Was

Ar.: Die Sehnsucht des Todes nach den Lebenden

N.: Romantische Gedanken der Bedeutungslosigkeit

Ar.: Wo bleibt nur die Ablöse

N.: Und das Essen

Das Bühnenbild wird dunkel.

3. Was ich den Toten las

3.1 Das Ghetto wird zur Front

Wladyslaw (W.) Lola (L.) Otto(O.) Ida (I.)

Pawel (P.) Adam (A.)

In einer Wohnung im Ghetto. Dort versammeln sich die Anwesenden am Vorabend des Pessachfest.

O.: Die Lust ist uns wohl vergangen

A.: Unser Fest zu feiern oder denn zu leben

O.: Doch beides

L.: Lustlos, nein, wir feiern unser Fest

P.: Lola hat Recht

W.: Unser Ende zu feiern

Alle verbleiben schweigend.

P.(aus dem Fenster blickend): Der Regen

L.: Am Himmel, den Augen

W.: Und trocknet nicht mehr

1.: Der Splitter im Auge des Nächsten

L.: Der morsche Splitter

W.: Im Auge verfaulend

O.: Tränenlos

Wladislaw bastelt sich eine Zigarette und raucht.

O.: Die Menschen wissen Bescheid

A.: Jeden Tag stirbt das Ghetto dahin

P.: Der Typhus rast, das Fleckfieber wütet

O.: Es ist genug

A.: Gefangen diesem tiefsten menschlichen Elend

W.: Dem Zittern der Existenzen, Hunger, unsere Entmenschlichung

A.: Des Sklavendasein dem Henkersknechte Schlachthaus

P.: Gegenseitig uns zerfleischend

O.: Wir, tiefer stehend als jedes Tier

W.: Abstoßend sind wir geworden, armselig und ausgemergelt, hungernd und sterbend

L.: Keine Menschen mehr, nur Teile einer abscheulichen, stinkenden, sterbenden Masse...nein, wir müssen kämpfen, diesen Warteraum des Todes schließen

A.: Auf Leben und Tod

A.: Ein jeder im Ghetto muss zu einer Festung des Widerstands werden

O.: Erwachen und kämpfen

W.: Wachen Geistes werden wir

L.: Gewiss ist uns der Tod

W.: Ungebrochenem Herzen und stolzen Hauptes

A.: Blutbeschmiert

O.: Dem Golgathaweg der Vernichtung dahin

P.: Krank ist das Jetzt geworden

W.: Krank bis in den Tod

L.: Wir müssen kämpfen

A.: Unsere Mütter, unsere Geschwister beschützen

O.: Erbittert und mit allerletzter Kraft, der Verzweiflung

A.: Um jedes Haus, um jede Straße

W.: Zur Wahrung unserer Würde

L.: Irgendjemand wird uns zur Hilfe eilen

O.: Mit Sicherheit

P.: Auszuschließen

L.: Die Gerechten

O.: Dem Jetzt

L.: Nein, der Ewigkeit

A.: Der Ewigkeit

O.: Was nützt die Ewigkeit der Hölle

W.: Ferner Zeiten Donnergroll den Verurteilten, den Abgeschlachteten, den Sinnlosen

A.: Jenseits dieses Drecksloch

P.: Gott hat uns vergessen

W.: Wir werden ihn an uns erinnern

O.: Gott hat sich dazu entschlossen nicht hier zu sein

A.: Wir holen ihn zu uns

O.: Wo es nicht mehr zu holen gibt

L.: Denn unseren Seelen

P.: Gottlose Menschen

W.: Gottlose Welt

A.: Die letzte Freiheit verteidigen

L.: Unser Los selbst zu bestimmen und sei es der Tod

O.: Der Funken glimmt uns

W.: Ein jeder, jung oder alt, muss diesem Kampf sein Leben hingeben

L.: Die Welt soll wissen, dass wir kämpfend untergingen

A.: Auch wenn diese nichts von uns wissen will

O.: Niemand wird uns helfen

P.: Die Welt schweigt

W.: Und wendet vor unserem Schicksal sich ab

L.: Keine Reaktion von den Gemeinden

W.: Keine Stimmen, die sich erheben

O.: Verstummt ist der Lärm der Fragen

L.: Nach uns

A.: Lola

L.: Was ist

A.: So seltsam blass

L.: Nicht nur heute

A.: Lola was ist

L.: Mir ist….mir ist

Lola fällt um.

Bühne dunkel und wieder hell.

Lola in einem Bett. Adam neben ihr sitzend.

P.: Die Entscheidung ist getroffen

O.: Wir kämpfen

W.: Die Zerbrochenen erheben sich

O.: Das Ghetto wird zur Front

P.: Im völligen Chaos

O.: Diesem Reigen des Todes

P.: Der Funken beginnt zu brennen

W.: Dem Stadtteil der Verurteilten

P.: Es ist genug

L.: Genug

W.: Genug

A.: Genug

Ida gelangt in die Wohnung.

P.: Ida

I.: Eine Nachricht

Ida übergibt Pawel einen handbeschrifteten Zettel und geht wieder ab.

W.: Was ist

P.: Eine Nachricht von der Organisation, der Treffpunkt, es braucht einen jeden von uns, der unseren Ermordung Einhalt zu gebieten…..wir gehen

A.: Ich verbleibe bei Lola und stoße später zu euch

P.: Wir verstehen

W.: Der Arzt

A.: Unterwegs

P.: Wladislaw, du solltest versuchen zu fliehen

W.: Nein, dieses einen, meines Leben nicht

P.: Gut

Wladyslaw, Pawel und Otto verlassen den Raum.

Bühnenbild dunkel und wieder hell.

L.: Wo sind wir

A.: Der Wohnung

L.: Ich habe verschlafen

A.: Umgefallen

L.: Wann

A.: Du bist geschwächt

L.: Wo sind die anderen

A.: Es wird gekämpft

L.: Endlich

A.: Ein Arzt ist unterwegs

L.: Warum

A.: Du bist krank

L.: Krank

A.: Schüttelfrost und Fieber

L.: Vom Vegetieren

A.: Spare die dir verbliebene Kraft

L.: Für was

A.: Dem Überleben

L.: Mit Würde leben, mit Würde sterben

A.: Nicht sterben

L.: Was

A.: Gott herrscht, Gott herrschte, Gott wird herrschen in alle Ewigkeit

L.: Nur hier nicht

A.: Gepriesen sei, der richtet in Wahrheit

L.: Mir ist nicht mehr kalt

Lola stirbt an Erschöpfung.

Adam reißt die Jacke von seinem Körper und geht zum Fenster.

Aus der Ferne sind Detonationen vernehmbar.

Das Bühnenbild wird dunkel.

3.2 Im Bunker

Wladyslaw (W.) Alma (A.) L. (Lew)

Ida (I.) Szymon (S.)

Der Aufstand läuft....

Es wird gekämpft.

Wladyslaw, Ida, Szymon, Alma und Lew befinden sich in einem Bunker im Warschauer Ghetto.

Das Ende naht.....

L.: Ich hatte noch Hoffnung vermutet, noch Pläne geschmiedet und nun

S.: Nur ein Nichts verbleibt

L.: Was wolltet ihr noch euren Leben machen

W.: Ich wollte ein Buch schreiben

S.: Ich wollte das Meer sehen

L.: Ich wollte

S.: Was

L.: Noch einmal meine Frau lieben

S.: Alma

A.: Lasst mich in Ruhe

S.: Erzähle uns eine Geschichte Wladyslaw

W.: Ein russisches U-Boot auf Patroulienfahrt sinkt unaufhaltsam dem Meeresgrund entgegen, kein Ausweg, das U-Boot sinkt und sinkt und wird zum Sarg für die Besatzung....im ertrinkenden Boot geht der Tod um.....Zwanzig, Fünfzehn, Zehn, Fünf ersticken ihrem metallernen Grab und ein einzelner, ein junger Matrose ist noch am Leben und blickt um sich und blickt zurück, er denkt, was ändert seinem Tode sich denn schon, er nimmt sich ein Stück Kreide und scheibt an die Wand des U-Bootes, 200.000.000 minus 20, so unbedeutend scheint das eigene Ende ihm

S.: Der Bunker ist unser U-Boot

W.: Hinunterstoßend und unaufhaltsam versinkend

S.: Träumelos dem Untergang hinein

W.: Isaac, tot, Saul, tot, Lola, tot.....der Tod feiert reiche Ernte dieser Tage

L.: Unsere Freunde sind nicht umsonst gestorben….Ihr Tod wird der Beginn des ihren Endes, das Ende ihres Denken sein

W.: Fernen Zeiten

L.: Die kommen werden

S.: Bleibt nur die Frage wann

L.: Irgendwann

W.: Zu spät für uns

S.: Wie lange denn nur noch

W.: Bis die Wörter schweigen

S.: Sie mähen und schneiden uns hinweg

W.: Gespenster und Kämpfe, Furcht und Fluchtversuche

S.: Es findet ein Ende

W.: Hier und jetzt

Alma begibt sich zum Ausgang des Bunkers.

Szymon versucht Alma aufzuhalten.

S.: Wenn du hinausgehst bist du tot

A.: Laßt mich in Ruhe

S.: Überlege doch

Alma schüttelt wortlos den Kopf und Szymon lässt Alma ziehen, blickt ihr nach.

S.: Alma, Arme Alma

Elias betretet den Bunker und kommt Alma entgegen

E.: Alma

A.: Laßt mich doch in Ruhe

E.: Wohin willst du

Alma verlässt wortlos den Bunker.

E.: Was ist mit ihr

L.: Mit ihr

W.: Der Irrsinn um Alma hat ihr Innerstes erreicht

S.: Der kann keiner mehr helfen

W.: Wer weiß

S.: Draußen

E.: Ein dunkler Schatten hat über die Sonne sich gelegt

W.: Alles verdunkelnd

E.: Auch die Dunkelheit

S.: Wo sind sie

E.: Näher und näher kommend, eine Frage von Stunden, wenn nicht weniger

W.: Der Widerstand

E.: Zerstückelt und zermalmt

S.: Die Organisation

E.: An den Mauern, Männer an Frauen, alle erschossen

W.: Das Ghetto

E.: Es brennt an allen Enden zum Ende

W.: Die Bunker

E.: Ausgeräuchert

S.: Die Straßen

E.: Ein Flammenmeer

S.: Jede Stunde zählt

W.: Abgetrotzt dem Tode

E.: Die unseren Letzten

E.: Der Qualm wird als erstes euch erreichen, dann die Flammen und am Ende sie

L.: Wie lange noch

W.: Schweige

L.: Ist schon gut (und geht weiter)

E.: Es gibt kein Entkommen mehr für uns

S.: Nur die Bitterkeit des nahenden Todes vollends auszukosten

W.: Kein Wunder mehr dieses unsrigen wunschlosen Unglück

E.: Ich muss zu den Anderen

S.: Lebe wohl

E.: Ihr auch

Elias geht ab.

Bühnenbild dunkel und wieder hell.

Wladyslaw sitzt mit Ida in einer Ecke des Bunkers.

W.: Ida, zitterst wie Laub

I.: Draussen wird es dunkel

W.: Wie jeden Tag

I.: Der Nacht spricht der Hunger mit mir

W.: Was erzählt der Hunger

I.: Der Hunger hat Hunger

W.: Und ansonsten

I.: Nicht viel

W.: Ein Stück Brot

I.: Gerne

I. verspeist das Brot.

W.: Besser

I.: Ja

W.: Was willst du später mal werden

I.: Ich möchte ein Hund werden

W.: Ein Hund

I.: Sie haben Hunde gern

W.: Ida sprich mir nach.....Ich glaube an die Sonne auch

wenn sie nicht scheint.

I.: Ich glaube an die Sonne auch

wenn sie nicht scheint.

W.: Ich glaube an die Liebe auch wenn

ich sie nicht fühle.

I.: Ich glaube an die Liebe auch wenn

ich sie nicht fühle.

W.: Ich glaube an Gott auch wenn er schweigt.

I.: Ich glaube an Gott auch wenn er schweigt.

W.: Diese Worte deinem Herzen

I.: Auch der Hunger hat Angst

W.: Vor was

I.: Dem Sterben

W.: Fühlst du, die Sterne leuchten heute alle für uns und auch wenn wir sie nicht sehen, wir wissen dort oben leuchten die Sterne und auch wenn die Dunkelheit der Nacht um uns obsiegt, das Sonnenlicht des Tages wird uns der Ewigkeit leuchten, so dunkel es auch zu werden vermag und dass sage nicht ich, dass sagen die Sterne dort oben und diese leuchten auch deinen Augen heraus, zwei wunderschöne blaue Sterne

I.: Das Leben schmerzt

W.: Was ist mit deinen Eltern, den Geschwistern

I.: Der Wohnung verbrannt

W.: Du

I.: Über die Dächer geflohen

W.: Und dann

I.: Dann bin ich zu ihnen und habe gefragt, ob sie mich auch verbrennen können und da haben sie mich verjagt und nachgeschrien….Das geschieht noch früher als du denkst

W.: Ja, das Leben schmerzt

I.: Ich bin müde

W.: Komm lege dich schlagen

Ida legt sich schlafen.

W.: Träume von den Sternen

Bühenbild hell und wieder dunkel.

L.(schreiend): Sie kommen

W.: Und wir vergehen

S.: Gib mir deine Hand

W.: Brüder im Leben, Brüder im Tode

S.: Mit Würde leben, mit Würde sterben

S. und W. reichen sich die Hand.

Das Bühnenbild wird dunkel.

3.3 Rufen im Dunkel

Das Ghetto ist zerstört. Die wenigen Überlebenden befinden sich in einer Trümmerlandschaft.

0tto(O.) Pianist (Pi.) Adam (A.)

Pawel (P.) Jozef (J.)

P. :Und Jozef

J.: Die Stadt ist zerbrochen, geweint hat jede Mauer dieser Stadt, eine jede Straße ist mit euch untergegangen, eine jede Laterne, ein jeder Stein hat sich mit euch gewunden, ein jeder Bewohner war mit seinem Sein bis zuletzt an eurer Seite

O.: Der leergewordenen Seite

P.: Deine Worte

J.: Ihr müsst verschwinden

O.: So wie der Rest von uns

J.: Keiner darf von euch erfahren

P.: Als ob wir tot wären

J.: Für sie müsst ihr das auch sein

P.: Sie suchen nicht nach uns

J.: Jeder Straße, jedem Haus

O.: Das dachte ich mir

J.: Ihr müsst euch solchermaßen verhalten, als ob ihr tot wäret

O.: Nichts leichter als das

J.: Die Verstecke der Stadt sind vorbereitet

1.: Von Versteck zu Versteck

P.: Weiterfliehen

J.: Hier die Pässe (und verteilt diese)

…..

O.: Danke Jozef

P.: Für alles

J.: Alles Gute

Jozef geht ab.

Pi.: Warum

A.: Es gibt keine Warum`s

O.: Keine Fragen mehr

A.: Warum

P.: Die verrückte Welt war krank

O.: War und kein Warum verbleibt diesen Zeiten

A.: Ich möchte nur noch sterben

O.: Wer nicht

P.: Fragelos und sinnlos

Pi.: Wir müssen versuchen zu überleben

P.: Zeugnis ablegen vor der Geschichte

A.: Der Zerstörung jeder Menschlichkeit

A.: Damit die Kommenden wissen

Pi.: Nie wieder

A.: Es wird sich nichts ändern

O.: Und doch die gesamte Zeit

Pi.: Wladyslaw

A.: Tot wie alle

P.: Die Bunker sind gesprengt

A.: Alle tot

O.: Nur wir noch

P.: Die Überlebenden der natürlichen Verminderung

O.: Natürlich

A.: Die Synagoge und das Ghetto wurden vernichtet

O.: Diese gibt es nicht mehr

P.: Gleich all den Unschuldigen

Pi.: Jetzt kann ich nur noch von Toten erzählen

P.: Und wir

O.: Mir fehlen die Worte....bedeutungslos sind diese mir geworden

O.: Wenn es doch nur die Wörter wären

Pi.: Es blutet, zwischen der einen und der anderen Erschütterung das Herz der herzlosen Welt. Über dem Tal der Trauer wird es schnell dunkel, im Totenhaus erhebt sich keine Qual und keine Schreie mehr, es schlägt nicht mehr, das Herz der herzlosen Welt....erloschen ist das Elend dieser Hütten, verstummt das Geschrei der Verlorenen

A.: Das Ghetto und seine Bewohner gibt es nicht mehr

O.: Erloschen ist das Elend dieser Hütten, verstummt das Geschrei der Verlorenen

Pi.: Was bleibt ist am Ende, was geht vergangen, Blicke, Tränen, Lächeln, Berührungen, vergangen ist der Ausdruck all dieser Leben, ausgelöscht die Kraft der Hände, der Schalk und die Neckereien, die Sanftheit der Lippen, der Trost ihrer Wörter erloschen ist und alles zum war

A.: Nichts mehr und ausgelöscht

O.: Erloschen ist das Elend dieser Hütten, verstummt das Geschrei der Verlorenen

Pi.: Das war es dann wohl

P.: Ein jeder lebe wohl

O.: Und versuche ihnen zu entkommen

A.: Wir werden uns widersehen

O.: Spätestens im Jenseits

P.: Spätestens dort

A.: Und die Erinnerung

P.: In den Herzen, den Gedanken

A.: Was bleibt den Toten

O.: Den Toten bleibt unser Rufen im Dunkel

A.: Und was bleibt den Lebenden

O.: Die Lebenden sollen die Hoffnung nicht aufgeben in allem Kommenden nur das Gute zu suchen

Das Bühnenbild wird dunkel.

Erläuterungen:

1.

Schnapper:

Einer der anderen das Brot stiehlt und es schnell verspeist

Die Kapos:

Jüdische Hilfspolizei im Ghetto

Die Dreizehner:

jüdische Sonderpolizei im Ghetto, die mit der Gestapo zusammenarbeitete, wurden auch als Kohn Heller bezeichnet Kohn heller und Gancwajch, Moryc Kohn, Zelig Heller, Abram Gancwajch

Das Haus der verlassenen Kinder:

Kinder ohne Vornamen und ohne Nachnamen

2.

Die Schuppen:

Bezeichnung für deutsche Betriebe im Ghetto (Waffenindustrie)

Lebensnummer:

Jüdische Ghettobewohner, die arbeiteten bekammen eine sogenannte Lebensnummer, Blechmarken am Hals zu tragen

Umschlagplatz:

Umschlagplatz am Danziger Bahnhof in Warschau mit den Zügen die nach Treblinka fahren. Auf dem Umschlagplatz wies die Peitsche den Weg

Auskämmen:

Die SS begannen die Fabriken auszukämmen, d.h. nach Arbeitsunfähigen zu suchen und zu deportieren.

Wohnblöcke:

Blöcke im Ghetto, Wohnungen

Rischka-Leichenwagen

Ungefähr 1000 Rischkas im Ghetto, z.T. um die Leichen von den Strassen zu entfernen

Arbeitseinsatz

Umschreibung für Vernichtung

Umsiedlung:

Synonym für Massenmord

3.

Pessachfest:

Jüdisches Fest

Personen:

Saul Sa. Chef des Lokal

Helena H. Kellnerin

Isaac Jurek I. J. Schmuggler

Lola L. Künstlerin

Elias E. Künstler

Alma A. Künstlerin

Pawel P. Künstler

Otto O. Künstler

Wladyslaw W. Künstler

Ein Soldat S1 Sie

Ein Soldat S2 Sie

Ein Offizier O. Sie

Ida I. Schmuggler-Mädchen

Szymon S. Im Bunker

Der Pianist P. Künstler

Jozef J. Pole/Untergrund

Lew L. Im Bunker

Adam A. Mann von Lola