lunedì, gennaio 10, 2011

Ein Film:
El secreto de sus ojos (2009)
von Juan José Campanella



Ein Liebesfilm ohne Liebe?
Wie dehnbar, letzten Endes Interpretation durch die herrschende Klasse, der Begriff Gerechtigkeit ist; wie ebenjene schreiendes Unrecht sein kann; wie perfide MachtMechanismen und persönliche Rivalitäten sich in den Vordergrund drängen und dabei Begriffe wie Schuld und Sühne nicht nur relativieren, denn der Anspruch der Zivilisation, des Bürgerlichen auf ein Gleichgewicht hin, in der WaagSchale zwischen Tierischen und Menschlichen, verloren geht, angesichts der Barbarei.

Ein GerichtsErmittler Benjamin Espósito (gespielt von Ricardo Darin); tätig an einem Gericht in Buenos Aires, kann einen Fall nicht vergessen, welcher vor 25 Jahren sich zugetragen hat.
Eine junge Frau, frisch verheiratet, wurde damals vergewaltigt und erschlagen und eher zufällig wird dabei jener GerichtsErmittler Espósito in den Sog jenes Falles hineingezogen, ermittelt vor Ort und ahnt noch nicht, das jener Fall, ihn nicht nur Zeit seines Lebens verfolgen wird, denn ihn auch beinahe verschlingt.

Mit erheblicher Mühsal; falschen TatVerdächtigen und der entscheidenden Hilfe eines ArbeitsKollegen gelingt es dem GerichtsErmittler Espósito mit den PolizeiKräften den Täter zu identifizieren und nach einem kurzen Katz- und Maus-Spiel nicht nur zu verhaften, denn mit der Hilfe der Anwältin Irene Mené Hastings (gespielt von Soledad Villamil) auch der Tat zu überführen.

An jenem Punkt des Film angelangt; der Fall geklärt; der Täter zu lebenslanger Haft verurteilt; wo eigentlich ein Schlußpunkt unter jenem KriminalFall gesetzt gehört, beginnt ein größeres Verbrechen dem kleinen Verbrechen; ändern sich von einem Tag zum Anderen die Koordinaten, nicht nur der Justiz und der Gesellschaft; denn greifen tief; auch in den zwischenmenschlichen Bereich; der zürückgehaltenen, unerklärten Liebe zwischen Espósito und Mené Hastings; dem Witwer der ermordeten jungen Frau namens Ricardo Morales; denn....

Der Täter verdingt sich im Gefängnis als Zuträger/Spitzel/Informant; profitiert davon und als die Militär´s Argentinien die Macht im Staat durch einen Putsch ergreifen; wird ebenjener Täter aus der Haft entlassen, um sich als Mitglied eines TodesSchwadron, zu "rehabilitieren"; erledigt nunmehr als "staatlich gedeckter Mörder" die DrecksArbeit für die militärischen Machthaber bzw. noch viel wichtiger; deren Lakaien (in Form der üblichen Schleimer und Kriecher) in Justiz, Verwaltung, Industrie und Nachrichtendiensten.

Das Aufbegehren des GerichtsErmittler Espósito und der Anwältin Hastings gegen jenes Unrecht; deren FestKlammern an bürgerlichen Konventionen und Regeln; deren Glauben an eine Justiz; bringt nicht nur deren beiden Leben in höchste Gefahr; denn zeigt doch subtil und beinahe unheimlich, wie die Willkür und der Terror jenes MilitärRegime sich wie ein schleichend langsam wirkendes Gift, nicht nur durch die staatlichen Institutionen, denn vor allem auch in den Menschen, in die individuellen Schicksale eingreift und alles vor der Brutalität und Skrupellosigkeit der TodesSchwadrone, dem Klima der Angst und Repression, sich zu verdunkeln beginnt.

Der engste Mitarbeiter Espósito und sein persönlicher Freund; ein würdevoller Alkoholiker, der seine Einsamkeit mit Schnaps ersäuft; wird, als man Espósito durch ein TodesSchwadron des Geheimdienst elemenieren sollte, mit diesem verwechselt und dabei ermordet.

Espósito bleibt anschließend nur die Flucht; obwohl er nichts getan hat; denn für die Gerechtigkeit gekämpft hat; das SchicksalsLos der Opfer ihm nicht egal ist; muss er ein Opfer bringen; welches nur in erster Sichtweise, darin besteht, das er....und nicht der Täter fliehen muss; denn gleichzeitig opfert er....und die Szene am Bahnhof ist herzzerreißend....verzichtet er auf die unerklärte Liebe zur Anwältin....er; Espósito; der tapfere, der mutige Ermittler beugt sich dem Leben, um zu leben; verzichtet auf seine große Liebe, um zu leben; auch sind ihm wohl seine eigenen Gefühle unklar und zu spät erkennt sowohl er, als auch sie....

Espósito flieht in die Provinz....versteckt sich dort....vor den Schergen der MilitärDiktatur....überlebt das Massaker der Militär an seinem Volk....seinem Land....nicht jenem der Schergen der MilitärDikatur....denn es war nie deren Volk oder deren Land....auch wenn jeder GroßIndustrielle den BesitzStempel über diesen....

Zu spät erkennen die Anwältin und der GerichtsErmittler; der dunkelsten Stunde Argentiniens; ihre Liebe....

25 Jahre später beschließt der frisch pensionierte GerichtsErmittler einen Roman über jenen Fall, welcher ihn ein Leben lang verfolgt hat, zu schreiben; recherchiert, sucht die Anwältin auf....erzählt von seinen Affären; von diesem und jenem....und sucht schließlich den Witwer namens Ricardo Morales auf....dessen toten Augen, dessen überwältigende Liebe zu seiner ermordeten Frau....und er kommt dabei einer Wahrheit auf die Spur, deren Schrecken, um nichts kleiner ist.....lebenlänglich bedeutet lebenslänglich....der Tragödie zweier Männer; Opfer ihrer Zeit....den SchlußPunkt aufzusetzen.

Im Film, welcher in der ersten Stunde, sehr langsam, beinahe elegisch sich dahinzieht; Figuren einführt, die Geschichte sehr langsam erzählt wird; den Gesichtern der HauptDarstellern jede GefühlsRegung einzufangen versucht und das eigentliche Thema des Films unentdeckt beinahe dem gesamten Film dahinschlummert und das große Thema des Film ist die Liebe....die Liebe des Witwer zu seiner ermordeten Frau und dessen (vollkommen grundlos und sinnlos von außen wegen nichts) zerstörte Existenz.....und vor allem der Liebe des GerichtsErmittler Espósito zu der Anwältin Hastings....aufzeigend, was im Individuellen, im Persönlichen zählt....nicht jenes oder jenes; etwa bezüglich Provinziellen oder all diesen Marionetten des (man weiß ja was)....denn das das große Thema des Leben die Liebe war und ist.

Es ist somit ein melancholischer Film; die Anwältin und der GerichtsErmittler kommen sich nicht näher; der Witwer kommt über den Verlust seiner Frau nicht hinweg; das Schrecken der MilitärDiktatur wird beinahe nur in Schattierungen angedeutet....keine Folter, keine Vergewaltigungen, kein Terror....um sich um so schärfer in das Gedächnis und dem Bewußtsein des Zuseher hineinzuschneiden....wie abseits, im Kleinen, im Bürgerlichen, wie der Schrecken der MilitärDiktatur sich in die Leben, in die Schicksale hineingräbt, um unzählige Menschenleben zu fordern....wie Gerechtigkeit, wie Freiheit.....geradezu pulverisiert werden unter dem TerrorRegime; unterstützt vom gesamten Westen mit Waffen, Krediten und RückenDeckung für jedes noch so abscheuliche Verbrechen am Volk begangen.

Ist also jener Film, welche ich, um auch eine persönliche Meinung darzulegen; zu den Filmen zähle, welche weltweit jedes Jahr erscheinen....welche gut sind....bewegend....wirklich aus gutem FilmHolz geschnitzt....sehr sehenswert....sehr bildungsreich....sehr aufklärerisch (für die Provinz beinahe schon PflichtProgramm)....ist also jener Film ein Liebesfilm ohne Liebe?



Auch wenn ich einigermaßen unentschlossen bin....Nein....es ist kein Liebesfilm ohne Liebe....denn der Film kreist und stößt sich an den Ecken jenes Kreises....und jener Kreis ist die Liebe....die Liebe als das eigentliche Sujet des Leben....es liebt sich niemand im Film....kein Kuss (auch wenn ein Beinahe-Kuss zwischen den beiden HauptDarstellern)....kein Händchen-Halten....es geht um den Verlust von Liebe (durch Ricardo Morales)....es geht um eine in ihrer Entstehung, durch äußere Faktoren, gescheiterte Liebe....eine unerklärte Liebe....welche das Leben der beiden HauptDarsteller eigentlich inhaltslos macht....denn deren Liebe zueinander wäre der Inhalt ihrer Leben gewesen....ihre Erfüllung....ihr SeelenHeil und so sucht jeder anschließend sein eigenes Leben....zwei Leben....welche zusammengehört hätten....aber das Schicksal/der Zufall/die politischen Umstände es nicht erlaubt haben....und doch....es ist ein Liebesfilm mit soviel Liebe....mit soviel Menschlichkeit....mit soviel Anständigkeit erwachsener Menschen....mit soviel Hoffnung....es ist ein Film über die Liebe voller Liebe....einer unerklärten, einer verlorenen Liebe....zweier Männer, welche am Schicksal ihres Leben zerbrechen, ohne gebrochen zu sein....es ist ein sehr elegischer, sehr melancholischer Film....einer der Besten des vergangenen Jahres.....melancholisch....nicht zum weinen....nicht zum trauern....nicht zum träumen....melancholisch....im Sinne wie das Leben ist....keine Prinzessin....kein Märchen....hart und dunkel....lichtdurchflutet und tragisch....zärtlich und nochalant....melancholisch....nicht im Sinne des Depressiven....denn im Sinne zweier großer Herzen....deren Weg sich kreuzten....ohne einander näher gelangt zu sein....zweier großer Herzen.....der Liebe zugeneigt....ohne sich je geliebt zu haben....ein schöner Film alles in allem.