Die Sensibilität
Die größte Gabe die der Mensch besitzt ist seine Sensiblität; seine geschärften Sinne, seine Intuition, seine Instinkte, seine Vorahnungen, sein Gespür; sein Versuch sich und andere verstehen zu wollen und wie ein zerbrechliches Stück Glas bewegt sich der Sensible durch die Welt; einer sich ständig erschütternden, verändernden, wankenden, nie still verharrenden Welt, einer Welt der Rohheit, der Grausamkeit und des Recht des Stärkeren und irgendwie sieht der Sensible mehr und wird blind gemacht, hört mehr und wird taub gemacht und doch entdeckt er seine kleinen Freiräume, entdeckt Kleinigkeiten, die anderen unbemerkt bleiben, entreißt das Schöne der Unachtsamkeit, der Beiläufigkeit; entdeckt für sich eine Welt, die anderen immer verborgen bleiben wird.
Der Sensible ist eine gefährdete Spezies; ständig von der Ausrottung oder der Abhärtung bedroht; denn diese zählen nicht zum Durchschnitt und sind somit entbehrlich; ihre Sinne, ihre Instinkte verwelken in einer technisierten, standarisierten Welt ungenützt hinfort; ihre Schönheit wird nicht erkannt, denn in der Gesellschaft geht es nur um Abstumpfung; um die Abhärtung, um das Leben zu meistern; um den praktischen Sinn; um das man einen Zweck hat, eine Notwendigkeit ist und während die einen feiern, genießen, ihr Leben in Saus und Rausch dahinleben, gibt es auch solche, Verletzliche, Nachdenkliche, Reflektierende, Sanfte; gibt es Menschen, deren Sensiblität es ihnen schwer macht in solch einer Welt zu bestehen und sie wissen, dass alles Aufbegehren gegen das Stumpfe und Rohe vergeblich ist und so werden die Sensiblen zwischen ihrem Sein, ihrer Indivudalität, ihrer Begabung und dem Unzweck, der Unnotwendigkeit, die sie darstellen, zerrieben und diese sind im Gegensatz zu den Lebenstüchtigen nicht lebenstüchtig.
So werden die Sensiblen an den Rand gedrängt, in die irre Ecke gestellt, für verrückt erklärt und die Technokraten und Pragmatiker heben ein Grab für die Sensiblen aus, denn diese sind, ob sie es wollen oder nicht, deren natürliche Feinde und die Sensiblen sehen was sie sehen, hören was sie hören, fühlen was sie fühlen, riechen was sie riechen und werden taub, stumm, zum verstummen gebracht, werden ihrer Begabung und mancher auch seines Leben beraubt, erkennend dass nur das Rohe, das Harte, das Durchschnittliche zählt.
Den Ausweg den der Sensible deshalb meistens wählt, ist jener der Selbstzerstörung, sehend, dass man in einer Welt lebt in dem jene die zerstören triumphieren und erkennend, dass die Sensiblen nie auf dieser Welt einen Wert haben werden
....ihr bester und wohl auch einziger Freund ist die Einsamkeit....
Eine Anmerkung:
Vielleicht nehmen sich so viele Jugendliche das Leben, da sie sehen, dass sie ihre Sensibilität, die jedem Kind geschenkt wurde, also ihren schönen Blick auf die Welt nicht in das Erwachsenendasein retten können; dass sie mit ihrer Sensibilität keine Autos, keine Häuser, keine Besitztümer kaufen können, dass diese Sensiblität, also die höchste Gabe die der Mensch besitzt, vollkommen wertlos ist, dass diese in einer kalten, dellusionierten, egoistischen, rücksichtlosen Welt, in welcher nur der Materialismus und die Ungerechtigkeit zählt, keinen Wert hat, vielleicht deshalb....