mercoledì, settembre 24, 2008

....der allgemeine Konsens....(z.ü.)

....in den vergangenen Tagen/Wochen wurde in den deutschen Medien viel über die Rote-Armee-Fraktion diskutiert, dies deshalb da ein Film: Der Baader-Meinhof-Komplex in diesen Tagen in den Kinos startet, welcher das Handeln der Täter darstellt....

....der Film wurde vom Feuilleton massiv beworben und der Produzent, die Schauspieler, der Regisseur sprachen in sehr vielen Zeitungs/Zeitschriften-Artikel über den Film; verkauften an erster Stelle dieses Produkt und an zweiter Stelle verteidigten diese (Stefan Aust, Bernd Eichinger, Uli Edel, Martina Gedeck) diesen, von ihnen erschaffenen, Film....
....in Fernseh-Talkshows wurden unterschiedliche Meinungen zum Film erklärt....

....da der Film erst in den Kinos startet, war dies für den Zuschauer etwas mühselig mitzuverfolgen, da dieser sich seine Meinung über den Film über kleine Schnippchen-Auschnitte machen musste....
....man konnte dabei zwei grundlegende Meinungen herausfiltern....

....zum einem, jene von Protagonisten jener Zeit, wie Hans Jürgen Vogel (Justizminister der BRD zu jener Zeit), wie Bettina Röhl, Tochter von Ulrike Meinhof und der näheren Angehörigen der Opfer von Terroranschlägen der RAF, wie Clais Baron von Mirbach, usw. usf.; welche dem Film den Vorwurf machten, die Täter zu verherrlichen, deren Taten einem populärkulturellen Anstrich zu verpassen, um damit Sympathien bei den Zuschauern hervorzurufen, z.B. die Besetzung von Andreas Baader mit dem Schauspieler Moritz Bleibtreu....einem Sympathieträger....kritisiert wurde auch, dass die Opfer von No-Names Schauspielern gespielt wurden, als Schießbudenfiguren herzuhalten hatten, während für die Täterriege die erste Schauspielerriege Deutschlands aufmarschiert sei....zum anderen wurde auch kritisiert, dass die Vertreter des Staates im Film sehr negativ dargestellt werden und dass diese im Gegensatz zu den Tätern, sehr hohl, oberflächlich gezeichnet werden....
....kurzum....es handelt sich bei dem Film um einen Täterfilm....

....zum anderen verteidigten Stefan Aust (Autor des Buches und der Drehbuchvorlage Der Baader-Meinhof-Komplex); der Produzent, die Schauspieler, der Regiseur, ihren Film....
....sie widersprachen der ersten Meinung, indem sie von sich gaben, dass der Film, an die Marktgesetzmäßigkeiten des Film-Business sich zu halten habe, dass der Film sich von Heinrich Broelers (übrigens sehr gut gelungenen) "Todesspiel" unterscheiden müsse, Stefan Aust äußerte in einem Interview seine Überzeugung, dass es sich um einen "Film für die Opfer" handeln würde, also eine konträr gegenteilige Meinung wie die oben genannte vertrat....
....kurzum....es handelt sich um einen Film, ein künstlerisches Projekt, welches zeitlich auf 2 (+ x) Stunden gerafft, versucht, die Geschichte der RAF von 1968 bis 1977, mit den Mitteln des Films nachzuerzählen....da es sich dabei um einen Film über die RAF handelt, konzentriert sich der Film auch auf die Täter, welcher durch ihr Handeln erst die Tatsachen erschaffen hatten, über welche das Buch und in Folge dann der Film handeln....

....es ist ein Film, der das Handeln der Täter unkommentiert zeigt und somit aufzeigen möchte, welche Inhumanität, welche Perfidität in diesen Morden sich versteckte....

....ich habe in den vergangenen Tagen öfters über das Phänomen RAF nachgedacht, einem Phänomen, welches Intellektuelle, Politiker, Behördenapparate, aber auch all die Ottonormalverbraucher und Durchschnittsbürger der Generation 68 dermaßen beschäftigt....die Rechtfertigung für das Töten durch die Terroristen, der Kampf gegen das System, die Stadtguerillias der 70-er Jahre, die Rasterfahndung, die Kassiber, Stammheim, Mogadischu, die persönlichen Implikationen von Beteiligten, der Rechtstaat und seine Grenzen, die öffentliche Wahrnehmung, die Medien, die Politik, die Wirtschaft, das gesellschaftliche Klima zu jener Zeit, die Nazi-Vergangenheit, der Faschismus, die Revolte....
....man kann sich mit verschiedensten Ansätzen dieser Tätergruppe nähern und ich dachte, von der Werbelawine für den Film D.B.M.K. überrollt, von all den Artikeln in Printmedien, Talkshowrunden und schauspielerischer Prominenz (die ja im Gegensatz zu ihren us-amerikanischen Hollywood-Kollegen intelligent argumentierten wie Martina Gedeck oder auch intelligent nicht argumentierten (also schwiegen) wie Moritz Bleibtreu).....auch etwas über jene Zeit, über die Täter, die Opfer nach.....ein Nachdenken, dass mich schon seit längerem beschäftigt....
....ich habe mich mit der Thematik RAF, ohne ein Müssen, sehr intensiv auseinandergesetzt....die Bücher über das Thema gelesen, Dokumentationen gesehen und mir versucht ein Bild von den Geschehnissen, den Entwicklungen, der staatlichen Reaktion, zu machen....

....und wie ich da nachdachte, über die RAF, den Staat, die Opfer, die Reaktionen, da kamm mir der Gedanke in den Sinn, das eigentlich niemand in diesem Zusammenhang über die wirtschaftlichen und politischen Implikationen der Beteiligten sprach bzw. schrieb....dass sich nicht ein eindeutiges Schwarz/Weiß aus der Gesamtsituation, wie es sich vielleicht im Nachhinein für die herrschende Klasse, erschien, ergab....
....meine Gedanken konzentrierten sich auf einen Punkt....
....dass das Tun und Handeln der wirtschaftlichen Elite zu jener Zeit (und auch heute) keiner ethischen oder moralischen Verpflichtung folgte, sondern den Gesetzen des Marktes, des Profit und der Gier, dass große deutschen Konzerne (wie ihre ausländische Konkurrenz) wie Daimler, BASF, Siemens, .... dass diese unmoralisch, ja unverantwortlich ihren täglichen Geschäften nachgingen und damit ihr gottloses Tun in die gesamte Welt exportierten, dass in diesem Zusammenhang, mit dem Entstehen von Terrorismus, niemand darüber spricht bzw. schreibt, dass mit den LKW´s von Daimler, dass mit den verkauften Produkten deutscher Unternehmer, die Regimegegner und zum allergrößten Teil Unschuldige in den südamerikanischen Militärdiktaturen jener Zeit, in den Militärdiktaturen Afrikas, Asiens weggeschafft wurden....
....dass mit deutschen Know-How, deutschen LKW´s, deutschen Waffen (und auch ausländischen Know-How, LKW´s, Waffen) diese zum größten Teil Unschuldigen verschleppt, gefoltert, vergewaltigt und ermordet wurden....
....nicht 20 oder 30 Männer und Frauen....
....Hundertausende, wenn nicht Millionen von Frauen und Männern in aller Welt....
....darüber wird nicht gesprochen....
....über das Schicksal einer Elisabeth Käsemann (Posting 23.10.07, welche ich damit aber nicht instrumentalisieren möchte) wird nicht gesprochen, geschrieben....
....und ihrer Millionen Brüder und Schwestern....
....es herrscht ein allgemeiner Konsens im reichen Westen, geschlossen zwischen der kalten Elite und der debilen Masse, dass über die Opfer der Wirtschaft, der Exportwirtschaft und den Schaden den dieser anrichtet, nicht gesprochen bzw. geschrieben wird....
....es muss schon klar sein, dass diese Exporte, diese Beihilfe zu Folter, Tod und Vergewaltigung, nicht zu einer Rechtfertigung dient, welche Mord, Entführung, Geiselnahmen, Attentate rechtfertigt, dass niemals, aber man sollte doch in diesem Kontext, ohne gleich als Kommunist gebrandmarkt zu werden, ohne von Hitzköpfen in eine ideologische Ecke z.B. des Anti-Kapitalismus, gestellt zu werden, dass man dies zumindest erwähnen sollte, dass die wirtschaftliche Elite mit Zustimmung der politischen Elite (oder auch ohne diese, denn die Wirtschaft macht sowieso was sie möchte) dass deren Tun nicht der Schleier der Unschuld, denn gänzlich im Gegenteil eine Mitschuld trifft, eine Mißachtung der Menschlichkeit, denn kaum hat das Produkt die Landesgrenzen überschritten hatten, ist es wertefrei...
....mir ist schon klar, dass die RAF dazu das schlechtmöglichste Beispiel ist, da diese nach 1972 nur noch damit beschäftigt waren, ihre eigenen Führer aus dem Gefängnis zu bomben und zu schießen....
....dass deren ideologische Verklärungen, deren schreckliche Taten, dass Gegenteil dessen bewirkten, was sie bewirken wollten....
....aber man sollte doch in der Komplexität des angesprochenen Themas nicht vergessen, dass das Handeln der Wirtschaft und deren indirekten Opfer, welche in die Millionen gehen, dass diese Opfer eigentlich doch auch Opfer des Terrors sind....
....des Terrors des wirtschaftlichen Diktats, dass einen Tropfen Öl, einem Gramm Gold, einem Geldschein eine größere Daseinsberechtigung gibt, als einem Menschen aus Fleisch und Blut....
....die gierigen, unmenschlichen Manchester-Kapitalisten wird man sich jetzt denken....
....und doch ist es, bei allen möglichen Differenzierungen, doch in der damaligen wie heutigen Realität doch genau so....
....die Wirtschaftsverantwortlichen können sich darauf verlassen, dass es einen allgemeinen Konsens gibt, nicht über die Opfer der Wirtschaft, nicht über die Beihilfe zu Mord, Totschlag, Folter und Vergewaltigung zu sprechen....
....die Wirtschaftsvertreter können sich darauf verlassen, dass sie ihre Meinung über die Massenmedien unter das Volk streuen können und diese damit in ihrem Sinne steuern können, sie können damit die Meinungshoheit halten und den politischen, gesellschaftlichen Diskurs steuern....
....aber....
....aber es sei doch möglich in diesem Kontext von dem Handeln und Tun der Wirtschaftseliten zu sprechen, von den ungebrochenen Karrieren nach Kriegsende, von dem repressiven Klima (welches die debile Masse wohl als Freiheit zur Dummheit empfindet), von dem unmoralischen Handeln der Wirtschaft....
....darüber wird nicht gesprochen....
....es wird vereinfacht dargestellt....
....dort die bösen Terroristen und auf der anderen Seite der gute Staat....
....dort der böse Staat und dort die guten Terroristen....
....und vielleicht sollte man der Komplexität der Geschehnisse, die sich nicht in einfachem Schwarz-Weiß Denken lösen, gerecht zu werden, an diesem allgemeinen Konsens, der mit dikatorischer Gewalt von der Elite aufrecht erhalten wird, vielleicht sollte man an diesem anfangen zu kratzen.....
....den Asbest von den Wänden der 70-er Jahre anfangen herunterzukratzen und sich die Frage stellen ob das System, ob die Menschen in diesem System mit diesem allgemeinen Konsens noch leben möchten.....