sabato, maggio 09, 2009

....spätkapitalistische Erfolgsrezepte....



Ich hatte vor einiger Zeit einen Bekannten, welcher ungefähr das gleiche wie ich tat....während ich frühmorgens in ein Kaffehaus spazierte, spazierte dieser in ein Büro....während ich mich durch die Tageszeitungen las und einen Kaffee dazu trank, las dieser in seinem Büro die Tageszeitungen und trank dazu einen Kaffee....während ich mir Notizen über interessante Artikel schrieb; suchte dieser aus den Tageszeitungen die Artikel über eine bestimmte Wirtschaftssparte heraus und stellte aus diesen Artikeln einen Pressespiegel zusammen....während ich dem Schmäh des Kellner hatte, hatte dieser eine Assistentin, welche ihm auch noch die allernotwendigste Kraftanstrengung bezüglich Arbeit abnahm (so weit ich dies mitbekommen hatte)....während ich mich aus ökonomischen Gründen mit einem Kleinen Braunen begnügen musste; hatte dieser die Qual der Wahl ihm gratis zur Verfügung gestellter Getränke....
Während ich um die Mittagszeit herum das Kaffehaus verließ, hatte dieser Bekannte seine eigentliche Arbeit schon erledigt; gab den Pressespiegel ab und hatte den Rest des Tages nicht mehr sehr viel zu tun (so ähnlich wie ich dann also)....während ich mich um mein Essen kümmern musste, ging dieser in die Kantine und aß für 2 Euro ein Gourmetmenü....

....während der Bekannte für diese hochqualifizierte Arbeit zwei Studientitel vorweisen musste, musste ich niemanden etwas beweisen....

....und während dieser Bekannte für diese kräfteraubende Tätigkeit, für seine Arbeit 3000 bis 4000 Euro monatlich erhielt, erhielt ich im Gegensatz dazu, für meine Tätigkeit Morddrohungen, Beleidigungen, Spott, Verunglimpfungen, erhöhte Aufmerksamkeit von Staat und Privatwirtschaft, Unterstellungen usw. usf. ....

Und wie ich mich so mit diesem Bekannten unterhalten hatte, versuchte mir dieser doch so ziemlich einige Male, sein Erfolgsrezept mir nahe zu legen....idiotensicher sei dass, so versicherte dieser mir....ganz einfach....

....das Erfolgsrezept bestand aus folgenden Zutaten....

Plan (Teil I)

Zuallerst sich einen idiotensicheren Studientitel besorgen, wie z.B. Publizistik, einer Studienrichtung bei welcher man vielleicht ja doch anmerken sollte, dass jene die daran scheitern (z.B. aus ökonomischen Gründen) wohl sehr, sehr viel intelligenter sind, als jene die sich den Studientitel in 2-4 Jahren zusammenbasteln....
....danach einen Job suchen, diesen einige Jahre dann machen und währendessen ständig auf dem Arbeitsmarkt nach besseren Jobs Ausschau halten; sich nebenbei durch allerlei Idiotentests weiterbilden und somit nach einigen Jahren einen Job haben, wie all die anderen, die mit Krawatte und Stress herumrennen....

....nun kommt der schwierige Teil des Plan....

Plan (Teil II)

In der Zwischenzeit mietet man sich eine Wohnung, welche dieser Bezeichnung verdient; also ein durchwegs schwieriges Unterfangen....eine Wohnung, welche den Standarts Westeuropas in den späten 60-er Jahren zumindest entspricht....Waschmaschine, ein gutes Bett, Laptop, Computer, Fernseher, Kleiderschrank; gute, also teure Bekleidung; eine moderne Küche und drumherum Mauern, welche nicht aus Schimmel und Bakterienstämme bestehen....also kurz gesagt, man mietet sich in eine Wohnung ein, in welcher ein Mensch wohnen kann und nicht das allzuübliche Ruinen-Wohnen mit dem WC, dass man sich mit 10 Moldawiern, 8 Schwarzafrikanern und 3 Rumänen teilt....

....der Bekannte bezeichnete eine solchermaßen ausgestattete Wohnung mit schönen Mauern und so etwas abstrakten wie Fenstern und nicht kaputten Türen, als Nest....

Und nun, dass ist wohl das Schöne an diesem Plan, läuft alles wie geschmiert....denn der Ziel des Planes ist ein gemütliches, schönes, in allen Belangen erfolgreiches Leben zu führen....sich abzusichern für die Zukunft....seinen Teil am kapitalistischen Kuchen für sich zu bekommen....und plötzlich läuft alles wie geschmiert....

Die Menschen auf der Straße respektieren einen, man strahlt Erfolg aus, kauft sich ein Auto, dann noch eines und wenn man möchte, warum auch nicht, noch eines; fährt zweimal das Jahr in den Urlaub (Malediven, usw.); hat doch einen im Laufe der Zeit sehr hohen Betrag auf dem Bankkonto, einen erlauchten Freundeskreis, keine Probleme mit dem Staat, eine private Gesundheitsvorsorge/versicherung; Kontakte zu den "Machern" und last but not least....die wunderschönen Frauen....

....und ja....natürlich geht es nicht nur, aber vor allem, um die wunderschönen Frauen....

....nun ja....in den Gesprächen ging es dann vor allem schon um die wunderschönen Frauen....

Die These des Bekannten war nämlich die folgende....dass wenn das Nest (also die Wohnung) passt....man einen gute Job hat (und somit schon Erfolg, Kompetenz usw. ausstrahlt)....wenn man über die benötigte zwischenmenschliche Wärme (also Cash) verfügt; unauffällig bleibt (also fern von der Aufmerksamkeit des Staates)....dass dann....dass dann nach allerkürzester Zeit die wunderschönsten Frauen von alleine zu einem kommen....ja, man braucht überhaupt nichts dafür tun....plötzlich interessieren sich die wunderschönen Frauen für einen....man kann es sich dann sogar aussuchen, mit welcher der wunderschönen Frauen man sich abgeben möchte....mit der oder mit der....so als ob der berufliche Erfolg, das gebaute Nest, die soziale Kompetenz (also der Cash) wie ein Duft aus einem herausströmt und dieser Duft alle wunderschönen Frauen auf anziehende Weise betört....und es ist vollständig egal wie man aussieht, nur die Kleidung muss passen und die wunderschönen Frauen werden immer wunderschöner und als Krönung dieses Planes, sind diese wunderschönen Frauen einem dann, sogar treu, denn das liebe Geld wirkt wie ein Allerheilsmittel, wie ein Bindemittel zwischen dem einen und der einen, dass eine gegenseitige Anziehungskraft bis hin zur Liebe entwickelt (auch wenn ich sogleich meine Zweifel bezüglich Treue von der Seite der wunderschönen Frauen bekundete und dies nicht glauben mochte)....

....so lautet also das idiotensichere Erfolgsrezept meines Bekannten....

....und ich sagte ihm ein jedes Mal, dass dieser für ihn so erfolgreiche Plan, denn wohl hundertausende kopieren, nichts für mich wäre....

....nein....

Sollte er ruhig seine 3.000 bis 4.000 Euro im Monat verdienen, während ich nur Hohn und Spott bekam....
....nein, dieser Weg sei nicht der meine....dafür seien schon zu viele böse Geschichten passiert...dafür hätte ich schon zu gut verstanden, wie alles ablief und wie alles funktionierte....

....alles funktionierte, lief wie geschmiert....
....nur ich funktionierte nicht mehr....und nichts mehr lief wie geschmiert....