Die Planierraupe
Hemdsärmelig wird entschieden,
über die Menschen, über die Natur;
Wiederspruch im Keim erstickt;
was für alle gut ist,
hat gut für alle zu sein;
oben wird entschieden
und unten
hat man die Schnauze zu halten.
Der Menschentyp, roh und dumpf,
ist überall, wie immer der Gleiche,
im Namen des Gemeinwohl
wird sein persönliches Wohl
zum demokratischen Prinzip erhoben
und alle stimmen in den Chor der Macher ein:
wer nicht mitsingt,
hat hier nichts mehr verloren.
Anständig und brav
hinterhältig und gemein,
einem traurigem Schauspiel
zu sein,
denn an der nächsten dunklen Ecke
wartet auf einen das Establishment ;
auswendig haben sie gelernt,
den Katalog der Repression;
einzuordnen, zu kuschen hat man
oder seine Koffer zu packen.
Zum offiziellen Baubeginn,
drei Jahre nach dem inoffiziellen,
werden Nuttencocktails und Schweinehäppchen gereicht;
die Politiker gratulieren den Wirtschaftlern,
die Wirtschaftler gratulieren den Politikern,
alle lachen: Gesetze, welche Gesetze?
Und dazu gratulieren
die Behördenchef´s den Gratulanten;
denn alle haben gewonnen,
alle, außer dieser lästigen Demokratie.
Man kann doch nicht schlechtreden,
was dann
ja noch schlechter ist;
aber es werden zum Glück nur jene gehört,
welche unermüdlich die positiven Aspekte unterstreichen;
brav Zeitung lesen, brav wählen
und der apathischen, trägen
und zweifelsohne debilen Masse
den Weg
mit einer Planierraupe ebbnen.
Die schlimmsten Menschenschinder
wussten ja schon immer
und so auch heute,
was das Beste für die Menschen ist;
und so gackern die jungen Hühner fröhlich,
holzhacken die strammen Burschen;
glückselig das stolze Elternhaus:
Und mit jemand wie mir;
ab in den Fluß damit.
Hunde sind kultiviert,
Katzen filigran,
aber wie die Menschen
miteinander umspringen
ist nur noch brutal
und so bleibt die einsame Planierraupe
ein Werkzeug,
trauriges Symbol
totalitärer Wirtschaftspolitik.
Hemdsärmelig wird betoniert,
die Natur aus-
und die Menschen einbetoniert;
denn die Mehrheit, krank,
den sozialen Zwängen gefangen;
besser, höher, weiter;
schneller, größer, debiler:
MAHLZEIT WOHLSTAND!
ZUR ERLÄUTERUNG DES GEDICHTES:
In den vergangenen Monaten wurde in meiner Heimatstadt viel über ein großes Infrastrukturprojekt diskutiert.
Es ging dabei um die Errichtung einer Skipiste, welche in einem benachbarten Dorf enden sollte.
Zusätzlich zu dieser Skipiste wurde eine lange Reihe von begleitenden Infrastrukturprojekten angeschoben....ein Bahnhof, Parkplätze, Hotels, also eine Reihe von touristischen Einrichtungen, damit noch mehr Terroristen....entschuldigung Touristen über das Skigebiet, die Umgebung, die Natur herfallen können....
....weiter, größer, schneller, breiter....undsoweiter....
In einigen Dörfern regte sich Wiederstand gegen dieses Projekt, wohl vor allem, da dann die Bewohner mit noch mehr Einheimischen um das Geld raufen müssen....denn wie man bekanntlich weiß, wo Geld ist, wird darum erbitterst gestritten.
Es kam zu Demonstrationen, zu Petitionen, zu Unterschriftensammlungen, zu wütenden Leserbriefen in den regionalen Zeitungen und die politische Führung tat jenes, was diese anscheinend am besten können....sich verstecken....die politische Führung tat alles um eine Volksbefragung zu verhindern, denn schließlich stand hinter diesem Projekt die Wirtschaft und somit war und ist jedliche demokratische Diskussion überflüssig.
Mir persönlich ist die gesamte Angelegenheit, wie eigentlich die gesamte Provinz relativ egal (eine Anmerkung: als ich mich mit einigen Bekannten über dieses Projekt unterhalten habe, diese nur amerkten, dass nicht dieses Infrastrukturprojekt, welches in der Öffentlichkeit so heißt diskutiert wird (obwohl es ja eiskalt ist) das Problem ist, denn all die Infrastrukturprojekte, welche in der gleichen Zeit, unbemerkt, abseits der Öffentlichkeit, durch dieses große Infrastrukturprojekt überdeckt, beschlossen werden.)
Aber ich habe nunmal eine Beobachtung getätigt, von welcher ich in dem heutigen Blog-Eintrag schreiben möchte und zwar folgende....
Man muss dazu wissen, dass das Dorf an einem Hang liegt und zur Talsohle hin recht hügelig ist....also dass dort Wochen bevor die eigentliche politische Entscheidung bezüglich der Piste gefallen ist (mit der Tatsache, dass das Staubecken (bezüglich des Kunstschnee) für die Skipiste schon vor sehr langer Zeit errichtet worden ist)....also bevor die Landesregierung darüber entschieden hatte, ob das Infrastrukturprojekt überhaupt durchgeführt würde, dass dort mit Bautätigkeiten begonnen wurde....und dass der Bauunternehmer oder der Bürgermeister jenes Dorfes oder ein Amtsdirektor sich dazu entschlossen hatte an exponierter Stelle, an der Spitze eines Hügels, eine Planierraupe hinzustellen....und zufälligerweise fuhr ich relativ oft mit einem Fahrrad daran vorbei und fand es wahrlich köstlich, dass man dort, auf dieser Anhöhe, an der Spitze des Hügels, von der Staatsstraße einsehbar, weithin sichtbar eine Planierraupe aufgestellt hatte.....sozusagen um allen Kritikern (mit ihren ja relativ fadenscheinigen Motiven), allen Gegner zu zeigen, dass über ihre Wünsche, Anregungen, Einwände, ect. usw.; ja über die Demokratie wie mit einer Planierraupe darüber gefahren wird....
Und deshalb habe ich mich heute dazu entschlossen über diese einsame, allein auf dieser Anhöhe sich befindliche Planierraupe ein Gedicht zu schreiben....